Open und Closed BIM sind Methoden des Building Information Modeling (BIM), mit denen Bauprojekte entweder auf Basis verschiedener Datenformate oder ausschließlich einer Softwareplattform entwickelt werden.
Was ist Open und Closed BIM?
Die Bezeichnung Open oder Closed BIM ist eine Standortbestimmung für ein Projekt, das nach der BIM-Methodik durchgeführt wird. Bei dieser Standortbestimmung betrachtet man die Themen „Daten- bzw. Modellaustausch“ sowie „Nutzung“ in einer oder mehreren Lebenszyklusphasen eines Bauwerks.
Open BIM
Open BIM steht für „Open Building Information Modeling“ und beschreibt eine Methode des Building Information Modeling (BIM), die auf offenen Datenformaten und Standards basiert.
Bei einem Open-BIM-Projekt können unterschiedliche Softwareprodukte eingesetzt werden. Der Daten- und Modell-Austausch erfolgt hier über das herstellerneutrale Austauschformat Industry Foundation Classes (IFC). Zum Beispiel: Archicad (Architektur), DDS-CAD (TGA) und Allplan (Tragwerksplanung).
Closed BIM
Closed BIM steht für „Closed Building Information Modeling“ und beschreibt eine Methode des Building Information Modeling (BIM), bei der ein Bauprojekt ausschließlich mit einer Softwareplattform entwickelt wird.
Im Gegensatz zu Open BIM werden hier Softwareprodukte eines einzelnen Herstellers und proprietäre (native) Formate für den Modell-Austausch eingesetzt. Zum Beispiel: Autodesk Revit für die Architektur, Technische Gebäudeausrüstung und Tragwerksplanung.
Welche BIM-Varianten gibt es?
Bild: © f:data GmbH
Je nachdem, wie tiefgehend ein BIM-Modell ist und inwieweit es bei der Baumaßnahme eingesetzt wird, spricht man von little und big BIM.
Little BIM
Löst man nur eine spezifische Aufgabe, z. B. die architektonische 3D-Planung eines Gebäudes und das Modell bzw. die Daten werden im Anschluss nicht weiter genutzt, handelt es sich um ein little-BIM-Projekt.
Big BIM
Größer, also „big“, wird das Ganze, wenn die digitalen Gebäudemodelle von mehreren Fachbereichen erstellt (TGA, Landschaftsplanung, Tragwerksplaner) und über verschiedene Lebenszyklusphasen genutzt werden.
Vorteile und Nachteile des Open-BIM-Projekts
Bei Open BIM gibt es grundsätzlich keine Vorgabe, wie man zu einer projektspezifischen Lösung kommt. Man kann als Planer die Software einsetzen, die die gestellte Aufgabe am besten löst und die man kennt. Bei der Auftragsvergabe kann somit die Fachkompetenz und nicht die Softwarekompetenz im Vordergrund stehen.
Das IFC-Format als herstellerneutrales Datenaustauschformat in einem Open BIM-Projekt stellt nicht nur die Interoperabilität und Zusammenarbeit sicher, sondern bietet sich auch als Prüfformat für das Qualitätsmanagement an. Darüber hinaus ist es als ISO-Standard als Dokumentations- und Übergabeformat geeignet und nicht veränderbar.
Die Unveränderbarkeit kann gleichzeitig auch ein Nachteil sein, wenn es um die Aktualisierung geht und das Modell in das Ecosystem der AG integriert werden soll.
Auch der IFC-Export muss vorbereitet und getestet werden, und zwar nicht erst am Ende, sondern bereits zu Beginn eines Projektes. Denn die größte Herausforderung liegt nach wie vor in der Zusammenführung der Modelle und Koordinatensysteme.
Vorteile und Nachteile des Closed-BIM-Projekts
Durch den Einsatz einer einzigen Softwarelösung entfällt der Datenexport und damit die (reale) Gefahr des Datenverlustes. Die Vorbereitung des Exports und die Überprüfung entfallen ebenfalls.
In der Betriebsphase können die nativen Modelle mit der Software, mit der in der Planungsphase modelliert wurde, direkt vom BIM-Auftraggeber bearbeitet werden. Bei größeren Immobilien mit Büroflächen ist der Umzug von Mitarbeitern, aber auch die Umplanung, Umnutzung von Arbeitsräumen oder Flächen z. B. für das Flächenmanagement ein alltäglicher Vorgang. Bedarfsänderungen des Bauherrn oder Betreibers können hier direkt im Modell bearbeitet werden.
Das Software-Ökosystem des Bauherrn bzw. Betreibers kann somit für die Durchführung als geschlossenes BIM-Projekt sprechen, da die Bearbeitung und Nutzung von IFC-Modellen hier noch eingeschränkt ist.
Auf der anderen Seite schränkt die Vorgabe einer Softwarelösung wie z. B. Archicad oder Allplan den Pool an Unternehmen ein, die an einer Ausschreibung teilnehmen können. Denn nicht jedes Büro wird die geforderte Lösung einsetzen.
Der Experten-Tipp
Als BIM Consultant und Bauingenieur berät und begleitet Oliver Langwich Bauunternehmen sowie Architektur- und Ingenieurbüros seit 2009 beim Umstieg auf BIM:
„Ich habe in den letzten 14 Jahren häufig die Diskussionen zum Thema open oder closed BIM erlebt. Auch im BIM-Zeitalter wird ein Projekt selten mit nur einer Softwarelösung in sämtlichen Fachdisziplinen geplant bzw. ausgeführt werden können. Entscheidend ist, das Zusammenspiel aller Beteiligten koordiniert aufzusetzen und hier speziell den Modell- / Datenaustausch möglichst vor dem eigentlichen Projektstart zu koordinieren. Dann kann es ein BETTER (gutes) BIM werden.“
Herzlichen Dank an den Bauingenieur Oliver Langwich von www.focusbim.de für die fachliche Unterstützung bei diesem Artikel auf bauprofessor.de.