Wichtig ist es, die Liquiditätslage ständig - fast täglich - zu verfolgen. Oft müssen kurzfristig Maßnahmen eingeleitet werden, um die
- Liquidität zu verbessern, wenn Unterliquidität vorliegt und
- Liquidität abzuschöpfen, wenn Übersicherung bzw. Überliquidität vorliegt.
Ist das Bauunternehmen zwar zahlungsfähig, aber nur in einem eingeschränkten Rahmen, so liegt Unterliquidität vor. Darauf könnte z. B. hindeuten, wenn das Unternehmen Skonto bei Lieferantenrechnungen nicht ausnutzen kann. Dann wäre anzustreben, die Liquidität durch geeignete Maßnahmen zu verbessern bzw. den Mittelbedarf zusichern.
Als geeignete Maßnahmen für die Liquiditätsverbesserung können – in Anlehnung an BAU-ORG- Unternehmerhandbuch (Seite IX/20) – angesehen werden:
- Investitionen und Baumaschinen
a) Zurückstellung geplanter Investitionen
b) Verkauf von Maschinen, Grundstücken
c) Vermietung nicht ausreichend genutzter Baumaschinen und Geräte, Gebäude und Anlagen
d) Verkauf von Beteiligungen
e) Verkauf von Patenten und Lizenzen
- Auflösung Festgeldanlagen und Verkauf von Wertpapieren
- Aufnahme von Hypotheken, Darlehen, sonstigen Krediten einschließlich von Förderkrediten und Liquiditätshilfen
- Verschiebung der Ausgaben durch
a) Vereinbarung längerer Zahlungsfristen
b) Hingabe oder Prolongation von Akzepten
c) Verzicht auf größere Privatentnahmen
- Vorwegnahme später fälliger Einnahmen
a) Beschleunigte Rechnungsstellung
b) Verkürzung der Zahlungsfristen
c) Volle Inanspruchnahme des Zahlungsziels
d) Wechseldiskontierung
- Vorauszahlungen von Kunden (gem. §16 Abs. 2 in VOB, Teil B)
- Erhöhung des Kapitals durch
a) Einlagen von Gesellschaftern
b) Aufnahme neuer Gesellschafter
c) Aufnahme von Fremdkapital
- Verminderung der Kosten für
a) Material - durch Suche neuer Lieferanten oder Aushandeln neuer Preisvereinbarungen
- Substitution durch preisgünstigere Baustoffe
- Rationellere Produktionsverfahren (sinkender Materialverbrauch bei mindestens gleicher konstruktiver Qualität)
b) Personal - Freisetzung Personal
- Abbau infolge neuer arbeitssparender Bauabläufe und Veränderungen im Sortiment
c) Verwaltungsausgaben
Für die Liquidität des Bauunternehmens ist es wichtig, dass die Bauleistungen so schnell wie möglich dem Auftraggeber in Rechnung gestellt, das die Bezahlung konsequent überwacht werden und das dafür ein gut funktionierendes Mahnwesen und Baustellen-Controlling besteht. Betragen die Außenstände mehr als das 1,5-fache der durchschnittlichen monatlichen Bauleistungen, so müssten konsequentere Maßnahmen zur Eintreibung der Außenstände veranlasst werden.
Andererseits kann das Bauunternehmen auch über mehr finanzielle Mittel verfügen als voraussichtlich benötigt werden. Es liegt dann Übersicherung bzw. Überliquidität vor, die wiederum durch geeignete Maßnahmen abzuschöpfen wäre.
Als Maßnahmen der Liquiditätsabschöpfung kommen in Frage:
- Investitionen
Vornahme von bisher zurückgestellten Investitionen in:
a) Grundstücke (Kapitalanlage)
b) Gebäude
c) Maschinen (Ersatz und/oder Rationalisierung)
d) Beteiligungen (Erweiterung der Leistungssparten im eigenen Leistungsangebot, Kauf von Patenten und Lizenzen, Kauf von Baustofflieferanten)
- Anlage von Festgeld und Kauf von Wertpapieren
- Rückzahlung
a) von Hypotheken, Darlehen, sonstigen Krediten
b) Akzepteinlösungen (bei Wechseln)
- Vorwegnahme später fälliger Ausgaben
a) Vorzeitige Bezahlung von Rechnungen
b) Skontoausnutzung
- Verschiebung der Einnahme durch
a) Gewährung längerer Zahlungsziele
b) Hereinnahme von Wechseln
c) Verzicht auf Diskontierungen
- Anzahlungen an Lieferanten und Gewährung von Darlehen an Dritte
- Kapitalminderungen
a) Zahlungen an Gesellschafter (Gewinnausschüttung)
b) Rückzahlung von Fremdkapital (Kapitalnachschüsse bzw. -rücklagen)
An erster Stelle sollte die Pos. 4.b) - Skontoausnutzung - stehen. Vereinnahmte Skonti vermehren praktisch den Gewinn.