Hauptaufgabe des Controlling besteht in erster Linie in der Gewinnsteuerung. Es wird immer schwieriger, die Auftragslage eines Bauunternehmens so abzusichern, dass langfristig stabil Gewinn erwirtschaftet wird. Das erfordert Vorschläge, die Ertragskraft und -lage eines Bauunternehmens laufend zu verbessern. Controlling geht über den traditionellen Kontrollbegriff hinaus. Auf das Bauunternehmen bezogen hat es die Funktion, bei der Verwirklichung der von der Unternehmensführung gesetzten Ziele mitzuwirken, indem es die Steuerungsfunktion erfüllt.
Diese Ziele liegen bei dem gesamten Bauunternehmen in den drei Bereichen:
- Wachstum (am Markt),
- Entwicklung (der Qualität der Produkte und sowie Entwicklung von Neuerungen),
- Erwirtschaftung von Gewinn.
Das Controlling bedient sich der Kybernetik. Hier werden Systeme geschaffen, Informationen ausgewertet und Abläufe gesteuert. Insofern stellt das Controlling mit Bezug auf die Baustelle ein integriertes System dar, das - ausgehend von der Planung (Angebots- und Arbeitskalkulation, Arbeitsvorbereitung),
- über die Organisation und Steuerung der Bauausführung,
- bis hin zur Abrechnung mit dem Soll-Ist-Vergleich sowie der Nachkalkulation und Analyse bzw. Auswertung reicht, um aus letzterer Aufgabe wiederum bessere Informationen für die Planung und Realisierung des nächsten Bauauftrags zu erzielen.
In der Vergangenheit war das Controlling in der Bauwirtschaft nicht sehr verbreitet. Einerseits prägten in der Mehrzahl sehr kleine und mittelständische Bauunternehmen die Bauausführung in der Breite, die meistens ohne besondere Stabstellen arbeiten und folglich für ein zentrales Controlling oft wenig Akzeptanz zeigten. Zum anderen wechseln die Baustellen und die Bauausführungsbedingungen laufend und erschweren die zentrale Einflussnahme. Im letzten Jahrzehnt vollzog sich aber ein gravierender Strukturwandel vom klassischen Rohbauunternehmen hin zum Bauunternehmen, das Bauleistungen zunehmend schlüsselfertig erstellt. Die Verantwortung für das Gesamtbauwerk zwang zur umfangreicheren Kooperation mit anderen Bauunternehmen und stellte größere Anforderungen an das Vertragswesen, an die Kalkulation, an die Bauausführung und an die kaufmännische Organisation. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich das Controlling sukzessive als notwendiges Steuerungsinstrument für das Bauunternehmen insgesamt als auch spezifisch als Baustellen-Controlling. Die Baustellen sind die Quellen des Erfolgs oder des Misserfolgs des Bauunternehmens. Das Baustellen-Controlling beruht gegenüber dem Unternehmen auf höherer Detaillierung der Daten und zielt auf gewinnorientierte Steuerung der Baustellen. Es soll aber auch systematische Fehler (z.B. in der Kalkulation) aufdecken.
Für das Baustellen-Controlling stellt die Arbeitskalkulation den Ausgangspunkt dar. Es umfasst alle Schritte von der Auftragserteilung bis zur Übergabe des Bauwerks. Die Funktionen des Baustellen-Controllings sind überwiegend vom Bauleiter auszuführen und zu verantworten. Er erhält dabei Unterstützung vom Baukaufmann/der Baukauffrau sowie Informationen von der Geschäftsleitung (Arbeitsvorbereitung, Einkauf, Betriebsabrechnung, Bauhof, Geräteverwaltung u.a.). Controlling ist eng mit der Unternehmensführung und dem Risikomanagement verknüpft. Bei kleinen und mittleren Bauunternehmen wird das Controlling durch die Geschäftsführung wahrgenommen. Größere Unternehmen können und sollen sich einen eigenständigen Controller leisten, der als ein betriebswirtschaftlicher Begleiter des Managements fungiert.
Voraussetzung für die Tätigkeit eines Controllers als "Navigator oder Steuermann" ist, dass Unternehmensziele durch das Management aufgestellt und als verbindlich vereinbart werden. Der Controller hat dann dafür zu sorgen, die aufeinander abgestimmten Ziele und Pläne in Zahlen zu quantifizieren und die verbindliche Systematik als betriebswirtschaftliches Zahlenwerk zu liefern.
Auf diese Weise schafft der Controller die notwendigen Instrumente. Innerhalb dieses Instrumentariums spielen sich dann die Soll-lst-Vergleichsrechnungen ab. Hieraus ergibt sich das Signalsystem der Abweichungen für eine zielführende zukunftsorientierte Steuerung. Es stellt sich im Unternehmen zunächst die Frage, warum die verschiedenen Bereichsziele erreicht und die Pläne verwirklicht werden sollen. Dieses "Warum" muss durch die Unternehmenskonzeption (die generelle Zielplanung) gegeben werden. Nun gibt es noch die Unternehmenspolitik oder die Unternehmensrichtlinien. Auch hierin spiegelt sich Controlling-Aktivität wider. Ein Unternehmen formuliert Richtlinien auf der Basis, dass darin gewünschtes Verhalten zum Ausdruck kommt. Das Blickfeld sollte auf die Zukunft gerichtet sein.