Einen Weg, den Ursachen von Abweichungen aus Plan-/ Soll-Ist-Vergleichen nachzugehen, stellt die Abweichungsanalyse dar. Die Methode dafür ist das Zerlegen, wodurch die Kausalkette nach Einflussfaktoren verfolgt und das Ursachenfeld gezielt eingeengt wird. Das Zerlegen sollte stufenweise durchgeführt werden, weil die Ursachenfaktoren gleichzeitig ihrerseits die Wirkung anderer Ursachen sein können.
Das Vordringen zu den Ursachen ist der eigentliche Zweck der Analyse. Als Ziel gelten:
- Bedarf an Informationen für die Unternehmens- und Bauleitung über die Kausalzusammenhänge im Bauprozess zu decken und
- Der Vorbereitung von Entscheidungen zu dienen.
In diesem Sinne dient die Analyse dem Controlling als einem funktionsübergreifenden Steuerungsinstrument im Unternehmen, ohne jedoch ihre Bedeutung als selbständiges Element des Managements zu verlieren. Analyse ist vor allem ein Erkenntnismittel, das von jedem Leiter als ständiges Arbeits- und Führungsprinzip genutzt werden sollte. Das verlangt, dass jeder Unternehmer (bzw. seine kompetenten Bauleiter und Baukaufleute) die unmittelbar wirkenden Kausalzusammenhänge seines Entscheidungsbereichs analysiert und die gewonnenen Erkenntnisse entsprechend verwertet.
Für den konkreten Inhalt der Analyse sind das jeweilige Analyseobjekt, der Umfang und Zeitraum des Informationsbedarfs sowie der zu treffenden Unternehmensentscheidungen maßgebend. Zur Ableitung einer Erkenntnis aus der Analyse sollten zunächst die Richtung und der Analyseablauf festgelegt werden: - Innerhalb einer 1. Arbeitsstufe – Vorbereitung der Analyse – ist das Analyseobjekt zu bestimmen.
- In der 2. Arbeitsstufe – Durchführung der Analyse – ist die Ursachenforschung durchzuführen bzw. die Frage zu beantworten, welche Faktoren das Analyseobjekt beeinflusst haben.
Als Methoden können herangezogen werden: - das Vergleichen als Soll-, Ist-, Entwicklungs- (Zeit-), Niveau- und Objekt-Vergleich mit dem Ziel, Abweichungen festzustellen,
- das Zerlegen, wodurch die Kausalkette nach Einflussfaktoren zu verfolgen und das Ursachenfeld gezielt einzuengen sind,
- das Kombinieren und ggf.
- das Befragen als verbale Ursachenforschung.
In Verbindung mit dem Vergleich gilt das Zerlegen als Hauptmethode. Bereits mit dem Analyseauftrag sollte auf die rationellste Durchführung des Zerlegens orientiert werden. Methodisch ist beim Zerlegen von der Wirkung auf die Ursache zurückzugehen, d.h. Rechengrößen der Unternehmen sind aufzugliedern. Grundlage bilden Kennzahlen. Sie liegen in großer Anzahl mit unterschiedlicher Herkunft und Aussagekraft vor, so z.B. als Gliederungs-, Beziehungs- und Indexzahlen. Viele von ihnen bauen auf Daten des Jahresabschlusses und der Kosten- und Leistungsrechnung auf. Zur Analyse gehört auch die statistische Verarbeitung der Ausgangsgrößen, die Inbeziehungsetzung zu anderen Größen u.a. Das Zerlegen sollte stufenweise durchgeführt werden, weil die Ursachenfaktoren gleichzeitig ihrerseits die Wirkung anderer Ursachen sein können. Die Aufspaltung einer Soll-lst-Abweichung bzw. eines Niveauunterschiedes aus dem Vergleich in Teilabweichungen der Ursachenfaktoren kann additiv (bzw. subtraktiv) oder multiplikativ erfolgen, und zwar methodisch nach folgendem Prinzip: - additive (bzw. subtraktive) Aufspaltung:
- multiplikative Aufspaltung (durch Einbeziehung weiterer Faktoren):
Danach lassen sich Kennzahlensysteme darstellen bzw. einzelne Kennziffern rechnerisch zerlegen. Dafür sollten mathematisch-statistische Methoden genutzt werden. Sie gestatten eine mehrstufige rationelle Ursachenforschung unter Nutzung der Rechentechnik.
Zur Verfügung stehen entsprechende Softwarelösungen für arbeitsplatzbezogene Rechentechnik. Zu beachten bleibt jedoch, dass diese Methoden nicht neue Kausalzusammenhänge ermitteln, sondern nur bekannte quantifizieren und verifizieren. Folglich sollte stets die konkrete analytische Fragestellung im Vordergrund stehen.
Für die Analyse gilt, dass Sachlogik, sprich: Methodenlogik, vor Zahlenlogik rangiert.
- In der 3. und letzten Arbeitsstufe – Auswertung der Analyse – sind die Quantifizierungsergebnisse zusammenzufassen, zu werten sowie Entscheidungen vorzuschlagen. Die Erlangung eines wirtschaftlichen Urteils ist letztlich Zweck der Analyse. Dabei hängt der Aussagewert von vielen, teils unberechenbaren Umständen ab. Bei sorgfältiger Auswahl und Anwendung der zur Verfügung stehenden Informationen und Methoden werden jedoch Analysen immer – wenn man sich der Fehlerquellen bewusst bleibt – wertvolle Aussagen für die Unternehmens- und für die Baustellenleitung liefern.