Das Baustellenergebnis stellt praktisch das „operative“ Ergebnis der Baudurchführung auf der Baustelle dar. Es ist auch von besonderem, analytischem Interesse.
Was ist das Baustellenergebnis?
Das Baustellenergebnis ist die Differenz zwischen ausgeführten Bauleistungen (als hergestellte Leistungen) der Baustelle und den dafür angefallenen Kosten. Es wird in der Regel im Rahmen der Baustellenabrechnung ermittelt, und zwar kostenstellenbezogen für die jeweilige Abrechnungsperiode (Monat, seit Beginn des Geschäftsjahres und seit Beginn der Baustelle). Das Baustellenergebnis stellt praktisch das „operative“ Ergebnis der Baudurchführung auf der Baustelle dar. Es ist im Bauunternehmen auch von besonderem, analytischem Interesse.
Was sind die Bezugsgrößen?
Bauleistungen und Kosten der Baustelle werden im Wertausdruck herangezogen. Auch für die in den betreffenden Abrechnungsperioden angefallenen unfertigen Bauleistungen gilt der Wertausdruck. Die Bauleistungen umfassen auf Grundlage vereinbarter Preise (jedoch ohne Umsatzsteuer) - sowohl eigene Bauleistungen und eigene Arbeitskräfte des Unternehmens
- als auch die von Nachunternehmern erbrachten Bauleistungen sowie
- sonstige Fremdleistungen wie für Bewehrungsarbeiten u. a., soweit sie nicht innerhalb von Nachunternehmerleistungen ausgewiesen werden
Die angefallenen Kosten werden in der Regel differenziert nach Kostenarten und nach den betrieblichen Anforderungen erfasst und ausgewiesen. Innerhalb der Kosten werden auch die den Baustellen aus der innerbetrieblichen Verrechnung zu belastenden Leistungen aus den Hilfskostenstellen (z. B. Bauhof, LKW-Fuhrpark) sowie den Gemeinkosten aus den Leistungs- und Verwaltungskostenstellen erfasst. Besondere Anforderungen aus der Bewertung, wie sie zum Jahresabschluss im Rahmen der Unternehmensrechnung – beispielsweise für die unfertigen Bauleistungen als Bewertung zu Herstellungskosten und der Berücksichtigung von Rückstellungen für drohende Verluste – Berücksichtigung finden müssen, sind beim Baustellenergebnis nicht vorrangig von Bedeutung. Für einen aussagefähigen Ausweis des Baustellenergebnisses und für die Beurteilung des zwischen Soll und Ist ggf. abweichenden Ergebnisses ist es jedoch sehr wichtig, dass die Kosten nur solche Positionen enthalten, die sich auf den abgerechneten Zeitraum beziehen. Dafür bedarf es eindeutiger Kostenabgrenzungen für den jeweiligen Abrechnungszeitraum zum Abrechnungsstichtag. Die Aufgabe besteht im richtigen, d. h. periodengerechten Ausweis der Kosten. Die Kosten müssen der Periode zugeordnet sein, in der sie für die Leistung verursacht wurden und auch tatsächlich entstanden sind. Von der Exaktheit der Kostenabgrenzungen wird die Echtheit des Baustellenergebnisses für die jeweilige Abrechnungsperiode beeinflusst. Wird das Bauvorhaben durch eine Arbeitsgemeinschaft (Bau-ARGE) ausgeführt, tritt anstelle des Baustellenergebnisses das „ARGE-Rohergebnis“. Es unterscheidet sich inhaltlich vom Baustellenergebnis dadurch, dass in den erfassten Kosten und ausgewiesenen Leistungen bzw. Erträgen der ARGE auch Positionen von neutralem Aufwand und neutralen Erträgen einbezogen werden. Das Baustellenergebnis ist das Ergebnis der Einnahmen, Ausgaben und Kosten, die mit einer Baumaßnahme verbunden sind.
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Ergebnisrate als abgeleitete Kennzahl
Als Beziehungskennzahl lässt sich die Ergebnisrate ableiten:
Ergebnisrate (positiv als Gewinnrate und negativ als Verlustrate)
= | Baustellenergebnis x 100 % Bauleistungen | = | ...... % |
Berechnungen können jeweils auch speziell für die unterschiedlichen Abrechnungsperioden (Monat, so seit Beginn des laufenden Geschäftsjahres und seit Beginn der Baustelle) erfolgen. Die Aussagen sind von Interesse für baubetriebswirtschaftliche Beurteilungen sowie im Rahmen des Baustellen-Controllings. Ist ein Bauvorhaben abgeschlossen und wurde nur dieses auf der Baustelle ausgeführt, stellt sich das Baustellenergebnis nach Schlussrechnungslegung zugleich als Ergebnis aus Absatz (Verkauf) der Bauleistungen dar. Es kann dann auch unmittelbar mit dem kalkulierten Ergebnis von Wagnis und Gewinn (W & G) laut Angebotskalkulation verglichen werden. Das Baustellenergebnis als Analyse
Eine ungenügende Gewinnerwirtschaftung auf Baustellen oder gar ein Verlust werden Fragen nach den Ursachen auslösen. Sie können entweder auf der Leistungs- oder Kostenseite und / oder auf beiden Seiten zugleich vorliegen. Aufgabe der Analyse ist es zunächst, die Abweichungen zwischen Soll- und Ist-Gewinnen sichtbar auf Grundlage des in der Baustellenabrechnung aufbereiteten Zahlenmaterials.
Anschließend sollten die Ursachen – bei Überschreitung eines vorher festgelegten Toleranzfeldes – nach den einflussnehmenden Faktoren weiter analysiert werden. Die Übersicht unten liefert ein mehrstufiges Beispiel für ein hierarchisches Analysemodell.
Die Analyse soll vor allem die quantitativen Wirkungen der Einflussfaktoren sichtbar machen und möglichst weiter nach einzelnen Kostenarten vorgenommen werden. Welche Ergebnisbestandteile und Faktoren vordringlich zu analysieren sind, sollten die konkreten Aufgaben, die jeweilige Situation der Wirtschaftlichkeit und die zu treffenden Entscheidungen maßgeblich bestimmen.
Bei der Abweichungsanalyse ist wichtig, dass der Controller die wahren Gründe findet und sich nicht täuschen lässt, z. B. durch Erklärungen, Rechtfertigungen usw. Er muss sich auf vorhandene Daten stützen und aus diesen korrekte Schlüsse ziehen. Über die Aussagen sollten mit der betreffenden Bauleitung Ergebnisdurchsprachen bzw. Rentabilitätsberatungen durchgeführt werden.
Beispiel für ein hierarchisches Analysemodell
Wesentliche Analyseschwerpunkte
Als Analyseschwerpunkte sind hervorzuheben:
- Prüfung, ob für den Ausgleich von angefallenen Kosten aus Risiken eine Versicherung in Anspruch genommen werden kann
- Prüfung, in welchem Maße evtl. Schadenersatz gegenüber Dritten geltend gemacht werden kann
- Prüfung, ob und in welchem Maße Nachunternehmer als Mitverursacher infrage kommen und dann eine Weiterberechnung angefallener Kosten möglich ist, z. B. bei Mängelanzeigen und -ansprüchen des Auftraggebers
- Prüfung, inwieweit der Auftraggeber Nachtragsforderungen gelten lässt und ggf. aus Kulanz die Kosten teilweise selbst übernimmt
- Herausarbeiten von Möglichkeiten, Risiken besser zu beherrschen, beispielsweise durch bessere Wahrnehmung der Aufsicht gegenüber Nachunternehmern, bei der Eingangskontrolle zu Materiallieferungen, Vermeidung von Nacharbeiten u. a.
Mögliche Ursachen negativer Baustellenergebnisse
Negative Baustellenergebnisse haben verschiedene Ursachen, die u. a. auch gleichzeitig wirken können. Das Controlling muss jede einzelne überprüfen:
- Fehler in der Kalkulation mit folgenden Analyseschwerpunkten:
- Fehler genau herausfinden und Ursachen ergründen
- Bekanntmachen bei Kalkulatoren, Bauleitern und Arbeitsvorbereitern
- Sicherstellung, dass Fehler künftig vermieden werden
- Prüfung, ob der Bauherr als Auftraggeber aus Kulanz evtl. die Mehrkosten aufgrund ungünstigerer Baubedingungen ganz oder teilweise übernimmt, z. B. mit einem Nachtrag, wenn die Baubedingungen vom Auftraggeber zu verantworten sind
- Angebot erfolgte nicht mit voller Kostendeckung, daraus ableitend bleibt zu analysieren:
- Gründe für das Unterangebot
- Erörterung mit dem Verantwortlichen für Kalkulation und Arbeitsvorbereitung
- Unzureichende Leistungserbringung als zu niedrige Stundenproduktivität in der Bauausführung mit Ansatzpunkten für die Analyse:
- Überprüfung der Arbeitskalkulation
- Überprüfung der Baustelleneinrichtung
- Kontrolle zum terminlichen Bauablauf
- Erkennung von Schwachstellen auf der Baustelle nach Bauabschnitten, Gewerken, Kolonnen, Abrechnung, Organisation, Belieferung von Stoffen sowie von erforderlichen Baumaschinen und Geräten u. a.
- Prüfung, ob die Kolonne auf der Baustelle zu verstärken sowie Poliere und ggf. Bauleiter auszutauschen sind
- Ableitung von Maßnahmen und Absprache mit den Verantwortlichen
- Überwachung zur Erledigung vorgesehener Maßnahmen
- Mangelnde Produktivität auf der Baustelle, die durch Haltungen und Ursachen aus dem Bereich des Auftraggebers resultieren und das Controlling erfordern:
- Verlustquellen exakt feststellen und deren Ursachen
- Prüfen, ob
- Wirksamwerden von kalkulierten Risiko-Wagnissen:
Jedes Baupreisangebot enthält normalerweise einen Prozentsatz für Wagnis, um damit Risiko-Kosten abzudecken, die entstehen können, aber nicht müssen. Beispielsweise gehören dazu Risiken aus Mängelansprüchen nach der Abnahme, aus Witterungseinflüssen, Risiken aus der Unzuverlässigkeit von Nachunternehmern, der Ausfall von Baugeräten oder Streik usw. Treten alle Risiken ein, mögen sich die Kosten für die Baumaßnahme um 3 % erhöhen gegenüber dem Fall, dass keines der Risiken eintritt. Kalkuliert z. B. der Unternehmer aber für Wagnis nur 1 bis maximal 2 % in der Annahme, dass etwa die Hälfte der Risiken eintritt, aber tatsächlich im Ist 3 % infolge aller wirksam gewordenen Risiken zu decken sind, dann ist das Ergebnis um 1 bis 2 % ungünstiger.