Glaswolle und Mineralwolle gehören zu den Künstlichen Mineralfasern, die industriell hergestellt werden. In Deutschland werden sie nicht nur als Dämmstoffe eingesetzt.
Was sind Künstliche Mineralfasern (KMF)?
KMF steht für "Künstliche Mineralfasern“, die industriell hergestellt worden sind. Es gibt verschiedene Arten von KMF, darunter Glaswolle, Mineralwolle und Steinwolle. In der Baubranche werden sie oft zur Dämmung von Gebäuden, zum Schallschutz und zur Verstärkung von Materialien eingesetzt. KMF wurden das erste Mal 1885 in England und später in den USA hergestellt. Ab den 1930er Jahren werden sie auch in Deutschland als Dämmstoff verwendet. Künstliche Mineralfasern wie z. B. Mineralwolle werden in Gebäuden oft als Dämmung und Schallschutz verwendet.
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Wie werden KMF hergestellt?
Bei der Herstellung werden Mineralstoffe, beispielsweise Glas, Kalk, Sand oder Basaltstein eingeschmolzen und später durch das Blas-Schleuder- oder Düsenverfahren zerfasert. Bei der Faserbindung werden zusätzlich verschiedene Bindemittel und Schmelzmittel eingesprüht. Das dient der Staubminderung sowie der Erhöhung von Faser-Elastizität und Wasserabweisung.
Eigenschaften von KMF
KMF zeichnen sich durch geringe Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,030 - 0,045 W/mK aus, hat also gute Dämm- und Isoliereigenschaften. Künstliche Mineralfasern sind leicht und flexibel und werden als nicht brennbar klassifiziert, sind dampfdiffusionsoffen und begrenzt beständig gegen Wasser und Chemikalien.
KMF Arten | Anwendungsbereich (°C) | Schmelztemperatur (°C) |
Glaswolle | 500 - 800 | 1.200 - 1.600 |
Steinwolle | bis 700 | 1.200 - 1.600 |
Keramikfasern | 1.100 - 2.000 | 1.700 - 2.600 |
Wo werden Künstliche Mineralfasern eingesetzt?
Aufgrund ihrer günstigen Herstellungskosten und Isoliereigenschaften werden KMF in fast allen Gebäuden eingesetzt, z. B. für:
- Wärmedämmung von Dächern und Dachböden
- Schall und Wärmeschutz in Leichtbauwänden (Ständerwerk)
- Schall und Wärmedämmung in abgehängten Decken
- Trittschalldämmung unter Fußböden
- Mineralfaserhaltigen Putz
- Wärmeisolierung und Dämmung von Leitungen
- Brandschutzummantelungen (z. B. Kabel) und Lüftungen
Gesundheitliche Gefahren bei KMF
Fasern können grundsätzlich krebserzeugend sein, wenn sie in die Lunge gelangen, dort lange genug bleiben und biobeständig sind. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen wurde ein Zusammenhang zwischen Künstlichen Mineralfasern und Krebs weder bestätigt noch widerlegt. Die genauen Wechselwirkungen sind noch nicht vollständig erforscht. Ausschlaggebend scheint aber die Größe der Fasern zu sein.
Inwieweit Künstliche Mineralfasern krebserzeugend sind, ist noch nicht abschließend erforscht.
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert, welche Fasern als krebserzeugend gelten. Sind Fasern kürzer als 250 Mikrometer (µm) und dünner als 3 µm, können sie in die Lunge gelangen. Mit einer Länge von mehr als 5 µm und dünner als 3 µm und, wenn das Verhältnis von Länge zu Durchmesser größer als 3:1 ist, gelten Fasern als besonders gefährlich. Das Krebs-Risiko erhöht sich also, wenn Fasern immer länger und dünner werden.
Im Gegensatz zu Asbest spalten sich die Künstlichen Mineralfasern aber nicht auf oder werden dünner. KMF brechen immer wieder ab, bis sie einen staubähnlichen Zustand erreichen. Die KMF-Fasern sind weniger lungengängig und deutlich weniger biobeständig als Asbest-Fasern. Mineralwolle, die vor 1996 verbaut wurde, steht allerdings im Verdacht, krebserzeugend zu sein.
Der Experten-Tipp
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Sebastian Kotowicz ist Diplom-Sachverständiger für Schadstoffe und für Schimmelpilzbewertung im Abbruch & Sanierungsunternehmen ATS in Hamm / Nordrhein-Westfalen:
„Treten Künstliche Mineralfasern bei Sanierungsarbeiten zutage, müssen sie nicht zwangsläufig entfernt werden. Im Gegensatz zu Asbest geht von KMF aus behördlicher Sicht keine Krebs-Gefahr aus. Es gibt auch keine Richtlinien zur Bewertung der Sanierungsdringlichkeit KMF-haltiger Baustoffe. Wenn es zur Sanierung kommt, muss die TRGS 521 beachtet werden. Treten bautechnische Mängel auf, empfehle ich Schutzmaßnahmen und bei Bedarf einen Sachverständigen für eine Gefährdungsbeurteilung.“
Herzlichen Dank an den Schadstoff-Experten Sebastian Kotowicz aus Hamm für die fachliche Unterstützung bei diesem Artikel auf bauprofessor.de.