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Grauwasser

Bei der Benutzung von Waschbecken, Dusche und Badewanne fallen in einem Haushalt täglich durchschnittlich 55 Liter sogenanntes „Grauwasser“ an. Grauwasser ist gering verschmutztes Abwasser, was im Gegensatz zum Schwarzwasser aus der Toilette oder dem Wasser aus dem Küchenabfluss frei von Fäkalien, Fetten und Feststoffen ist. Grauwasser ist daher auch nur wenig bakteriell belastet. Es erscheint demnach aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen sinnvoll, Grauwasser zu sammeln, zu säubern und es wieder zu benutzen. Durch die Aufbereitung in einer Grauwassernutzungsanlage wird hygienisches und unbedenkliches Betriebswasser gewonnen, das beispielsweise für die Toilettenspülung, das Waschen von Wäsche, die Gartenbewässerung und verschiedene gewerbliche Zwecke genutzt werden kann.
"Grauwasserquellen" sind z. B. Waschtische, Duschen und Badewannen.
"Grauwasserquellen" sind z. B. Waschtische, Duschen und Badewannen. Bild: © f:data GmbH

Einsparungen durch Grauwasseraufbereitung

Wird Grauwasser professionell aufbereitet, so lassen sich dadurch in einem Vier-Personen-Haushalt zwischen 30 % bis 50 % Trinkwasser einsparen. In einem Jahr werden so ca. 70.000 bis 90.000 Liter Wasser gespart. Zugleich entfallen auch die Entsorgungskosten für das Abwasser, was im Jahr etwa 600,00 € einsparen kann. Die Abwasserkosten variieren zwischen Gemeinden und Städten. Da aber immer mehr Flächen versiegelt werden, steigen die Abwassermengen fast überall. Bei Starkregen sind Kanalisationen schnell überlastet, was zu Hochwasser und Überschwemmungen führt, wie 2021 bei der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Es wird daher davon ausgegangen, dass die Abwasserkosten je nach Region auf bis zu 227,00 € pro Person und Jahr steigen können. Auf der anderen Seite stehen die Anschaffungskosten einer Grauwasseranlage sowie laufende Kosten für Wartung, Strom und potenzielle Reparaturen.
Von der reinen Kosten-Nutzen-Abwägung abgesehen ist es im Sinne des Umweltschutzes lohnend, über eine Grauwassernutzung nachzudenken. Die Menge des Schmutzwassers, das in die Kläranlagen und Gewässer fließt, wird zur Schonung der Trinkwasser-Ressourcen reduziert. Wasser sollte heute als kostbares Gut betrachtet und deshalb auch nicht verschwendet werden.

Funktionsweise einer Grauwassernutzungsanlage

Zur Grauwasseraufbereitung gibt es verschiedene technische Ansätze, die in ihrer Komplexität, Aufbereitungsleistung, Größe und Aufbereitungsqualität variieren. Unterschieden wird zwischen Direktverwender-Systemen oder Rückhalte-Systemen sowie zwischen biologischen, chemischen, physikalischen und biomechanischen Systemen.
Die Gemeinsamkeit aller Grauwasseranlagen besteht darin, dass das beim Händewaschen oder Duschen entstandene Grauwasser durch den Abfluss in eine separate Leitung zur Grauwasser-Recycling-Anlage geführt wird. Diese setzt sich in der Regel aus zwei Sammelbehältern, Filtern und einer Pumpe zusammen. Grauwasseranlagen lassen sich im Keller oder im Garten aufstellen, um direkt vor Ort das Grauwasser in wieder nutzbares Betriebswasser umzuwandeln.
Bei klassischen Grauwasseranlagen wird das Grauwasser gesammelt und in einem zweistufigen Aufbereitungsverfahren durch eine physikalische Reinigung und eine biologische Reinigung incl. UV-Bestrahlung aufbereitet.
Bei der physikalischen oder auch mechanischen Reinigung werden grobe, ungelöste Schmutzanteile wie Textilflusen und Haare z. B. mit rotierenden Keramikscheiben herausgefiltert. Die Rückstände werden in die Kanalisation geleitet.
In der nächsten Stufe bei der biologischen Reinigung werden dem Wasser Mikroorganismen und Sauerstoff zugesetzt. Diese bauen die im Wasser gelösten Stoffe, wie Öl oder Seife ab. Verbleibende Abbauprodukte gelangen auch in die Kanalisation. Danach erfolgt die Desinfektion mit UV-Bestrahlung.
Das so entstandene Betriebswasser kann für die Toilettenspülung und die Gartenbewässerung genutzt werden.
Ein weiteres Verfahren zum Recycling von Grauwasser ist die Bio-Membranfilter-Technologie. In diesem Reinigungsprozess lagern sich zuerst die Feststoffe ab, danach wird das Wasser ebenfalls biologisch gereinigt und schließlich über einen Bio-Membranfilter vollständig von Biomasse befreit. So entsteht ein annähernd bakterien- und virenfreies Klarwasser, dass neben der Gartenbewässerung und Toilettenspülung auch bedenkenlos in der Waschmaschine oder zu Reinigungszwecken eingesetzt werden kann.

Speicherung, Aufbewahrung und Nutzung des Betriebswassers

Das durch die Grauwasseranlage gewonnene Betriebswasser wird in einem zweiten Tank für die weitere Verwendung gespeichert. Die Speichersysteme speisen automatisch mit Trinkwasser nach, wenn das im Speicher befindliche Betriebswasser unter ein bestimmtes Niveau fällt und dennoch Wasser benötigt wird.

Vorschriften und Informationen für Grauwassernutzungsanlagen

Grauwassernutzungsanlagen kommen gänzlich ohne Chemikalien aus und entwickeln bei ordnungsgemäßer Montage auch im Betrieb keine schlechten Gerüche. In Deutschland gibt es jedoch keine gesetzlichen Qualitätsanforderungen, wobei aber die Hersteller von Grauwassernutzungsanlagen eine Betriebswasserqualität garantieren, die den EU-Standards im Bereich der Badegewässer entspricht.
Nach der DIN 1988-100 muss die Trinkwasserinstallation strikt von der Grauwasserverteilung getrennt werden. Aus diesem Grund dürfen Grauwassernutzungsanlagen auch nur von Fachkräften installiert werden. Dabei erhalten Grauwasserleitungen und Zapfstellen eine besondere Kennzeichnung.

Kosten einer Grauwassernutzungsanlage

Grauwassernutzungsanlagen kosten je nach Modell und Ausführung durchschnittlich 5.000,00 €. Hinzu kommen Installationskosten für das Leitungssystem von etwa 500,00 € in einem Neubau. Die Installationskosten für die Montage in einem Altbau sind weitaus höher, weil dann nachträglich ein separates Leitungsnetz integriert werden muss. Die Installation einer Grauwassernutzungsanlage in einem Altbau kann sinnvoll sein, wenn das Haus saniert wird.
Die Anschaffungs- und Installationskosten für eine Grauwasseranlage amortisieren sich erst nach ein paar Jahren. Aus wirtschaftlicher Sicht rentiert sich der Einsatz des Grauwasser-Recyclings vor allem für große Häuser wie Hotels, Mehrfamilienhäuser, Wohnanlagen oder Campingplätze. Je mehr Personen sich in einem Gebäude aufhalten, desto mehr Trinkwasser wird auch verbraucht. Umweltbewusste Immobilieneigentümer von Doppel- und Mehrfamilienhäusern können sich auch zusammenschließen und die Kosten untereinander aufteilen. Im Rahmen des ökologischen Bauens sollten Grauwassernutzungsanlagen auf jeden Fall Berücksichtigung finden.
Eine KfW-Förderung für das Recycling von Grauwasser gibt es momentan nicht. Förderungen durch Kommunen oder Energieversorger sind teilweise möglich.

Grauwassernutzung – ja oder nein?

Wie die Regenwassernutzung oder Verwendung von Brunnenwasser stellt die Grauwassernutzung eine geeignete Technologie dar, den Trinkwasserverbrauch zu reduzieren. Dadurch werden Beiträge zum Umweltschutz geleistet und gleichzeitig die Kosten für den Wasserverbrauch gesenkt. Durch die Wiederverwendung des Grauwassers wird wegen der Doppelnutzung des Trinkwassers auch weniger Abwasser produziert, was wiederum ökonomische und ökologische Vorteile bietet.
Die Vorteile der Grauwassernutzung noch einmal kurz im Überblick:
  • Grauwassernutzung dient dem Umweltschutz. – Es wird weniger Trinkwasser vergeudet.
  • Grauwassernutzung spart Geld, sogar bis zu 50 % der Trinkwasser- und Abwasserkosten.
  • Grauwassernutzungsanlagen gehören zur modernen Umwelttechnik. Die Technik aus dem Sanitär- und Heizungshandwerk gilt als zuverlässig, hygienisch und unbedenklich.
  • Grauwasseranlagen gelten als wartungsarm und langlebig.
  • Grauwassernutzung in Gebäuden ist sicher. Die hohen Anforderungen deutscher sowie europäischer Vorschriften und Normen werden erfüllt.
  • Grauwassernutzung ist eine Investition in die Zukunft. Die Installation erhöht den Wert von Gebäuden und unterstützt den aktuellen Umweltschutz-Plan.
Dem gegenüber stehen die Kosten für die Anschaffung, Installation, Wartung und Reparatur einer Grauwassernutzungsanlage, die sich je nach Gebäude erst nach ein paar Jahren amortisieren. Bei Neubauten kann eine Grauwassernutzung gleich eingeplant werden. Bei Altbauten kann die Installation im Rahmen einer Sanierung durchgeführt werden.
Frank Hartung
Ein Artikel von
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