Recyclingmaterialien als Alternative?
Nachdem Anfang des Jahres bereits Berichte die Runde machten, dass in Deutschland der Bausand knapp wird, gilt das jetzt weltweit. Einem Bericht des UN-Umweltprogramms (Unep) in Genf zufolge hat sich die Sand- und Kiesnachfrage in den letzten 20 Jahren verdreifacht. Das bedeutet, dass Sand nach Wasser der größte gehandelte Rohstoff der Welt ist. Sandverbrauch 2018 weltweit: 40 bis 50 Milliarden Tonnen. Hintergründe sind die wachsende Weltbevölkerung und der Wunsch der Menschen in Städten zu leben. Das treibt den Bau an.
Während ländliche Regionen ihre Bewohner verlieren (Landflucht), die Landwirtschaft riesige Flächen in Monokulturen bewirtschaftet, wachsen die Hochhäuser in den Städten in den Himmel. Extremes Beispiel ist Singapur, expandierender Stadtstaat in Südostasien und mit mehr als 500 Millionen Tonnen eingeführtem Sand in den vergangenen 20 Jahren der Sandimporteur Nr. 1.

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Wo auf der einen Seite viel hingebracht wird, muss auf der anderen Seite auch abgebaut werden. Laut Unep-Bericht ist der unregulierte Abbau aber gefährlich für die Umwelt: «Flüsse, Deltas und Küsten werden ausgewaschen, Sand-Mafias blühen, und der Bedarf steigt.»
So ist z. B. ein Küstenstreifen in Marokko von Sandschmugglern bis auf die Steine abgetragen worden. In Asien am Fluss Mekong hat der Sandabbau in den Ländern Laos, Thailand, Kambodscha und im Flussdelta in Vietnam zu Erosion geführt. In Mangrovenwäldern wurden durch das Sandabgraben die Krabbenbeständen geschmälert. Die Folgen sind fehlende Nahrung für die Anwohner sowie eine Ressource, die sie verkaufen können. Generell wird im Bericht davor gewarnt, dass durch den Sandabbau Flussufer instabil werden können und der Abbau von Dünen zu Überschwemmungen führen kann.
Wer jetzt denkt: 'Das ist weit weg, das hat mit Deutschland nichts zu tun‘, liegt leider falsch. Wie eingangs bereits erwähnt, wird der Sand auch in Deutschland knapper. Denn auch hierzulande ist der Verbrauch beachtlich - 250 Millionen Tonnen Kies und Sand werden verbaut oder auch zu Glas verarbeitet.
Deutschland ist zwar reich an Sand, „dennoch drohen gerade bei wichtigen Baurohstoffen auf dem heimischen Markt aktuell erhebliche Versorgungsengpässe." Das teilte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bereits im Februar mit. Die Knappheit rührt in Deutschland daher, dass trotz guter Kies- und Sandvorkommen, deren Erschließung zum Teil unmöglich ist. Denn sie liegen unter bebauten Flächen, wie Städten, Dörfern und Autobahnen oder auch unter Wasser- bzw. Naturschutzgebieten.
Natürlich entsteht Sand immer wieder neu, aber hier spielt der Zeitfaktor die entscheidende Rolle. Eine Schere tut sich auf zwischen der rasant wachsenden Nachfrage nach Bausand und der sehr langsamen Entstehung von Sand durch Verwitterung, etwa durch Zerreiben von Gestein durch fließende Gletscher.
Wie kommen wir da wieder raus? Die UN-Organisation Unep schlägt vor, internationale Regeln zu etablieren, die festlegen, wie viel Sand wo schonend abgebaut werden darf. Sie rät auf Prestigebauten ohne echten Nutzen zu verzichten. Zudem sollten Unternehmer Recycling-Material für den Bau entwickeln, oder wo machbar Sand etwa durch Sägemehl ersetzen.
CoSchi