01.02.2019 | BIM

Interview mit dem Architekten Silvio Lux - "Das Thema BIM kam quasi nebenbei…"

Silvio Lux
Bild: © Silvio Lux
Architekt Silvio Lux ist ein „Bauhaus-erzogener“ Mensch, der schon früh wusste, dass er kreativ arbeiten will. Neben seiner Kreativität zeichnet er sich durch eine riesige Portion Neugier und Entdeckergeist aus. „Neugierig sein und einfach machen, das ist meine Grundphilosophie“, sagt der BIM-Protagonist und das zeigt sich auch bei seinem Umgang mit Software. „Gibt es ein Update, dann installiere ich das gnadenlos. Auch wenn alle Welt immer sagt `Never change a running system`. Ich habe das dann schon dreimal `gechanged` und bin einen Schritt weiter. So auch beim Thema BIM.“
Umreißt man den Werdegang des Architekten Silvio Lux, bildet ein Architekturstudium an der Bauhausuniversität in Weimar die Basis. Nach beruflichen Stationen als Architekt im Metallleichtbaukombinat in Plauen, als Stadtarchitekt in Stendal, als angestellter Architekt bei der Planen+Bauen Lemgo GmbH und der Obermeyer Planen+Beraten GmbH, arbeitet er seit 2008 als Freier Architekt im eigenen Büro „Architekturlux“.

Wortlaut des Interviews

Bauprofessor: Warum haben Sie 2008 den Schritt in die Selbstständigkeit gemacht?
Silvio Lux: „Im Büro, in dem ich angestellt war, ist es zu personellen Umstrukturierungen gekommen. Das war der Anlass. Ich mache von der Planung bis Ausführung alles, habe aber trotzdem jemanden, der mithilft. Ich decke also die gesamte Palette der Architektentätigkeit ab, was für BIM (Building Information Modeling) von Vorteil ist.“
Bauprofessor: In Ihrer Selbstständigkeit haben Sie auch begonnen, modellbasiert zu planen. Gab es einen Anlass oder war es eher ein Prozess?
Silvio Lux: „Ich bin da reingewachsen. Angefangen hat alles zu „Obermeyer“-Zeiten, Anfang der 2000er Jahre. Wir haben für die Wettbewerbsarbeiten ein Visualisierungsprogramm gesucht. Für die Planung von betriebsspezifischen Gebäuden für einen Flughafen - Feuerwehr, Catering, Hangar usw. - haben wir dann bereits versucht Revit zu implementieren, also schon den ersten Schritt Richtung 3D-Planung zu gehen. Da haben wir noch nicht über BIM gesprochen. Weil wir dann aber immer wieder an Grenzen gestoßen sind, war es das erst einmal.
Etwa anderthalb Jahre später, in meiner Selbstständigkeit, habe ich den Auftrag zur Sanierung einer Reithalle in einer gründerzeitlichen, königlich-sächsischen Kaserne in Plauen bekommen. Diese Reithalle sollte zur Multifunktionssporthalle mit Bühne für verschiedene Sportarten bis hin zum Gewichtheben umgebaut werden. Und diesen Auftrag habe ich dann versucht mit Revit zu planen, ohne Anleitung, ohne Schulung. Ich habe das einfach gemacht und bin bei jedem neuen Projekt weitergegangen. Das Thema BIM kam quasi so nebenbei, ohne die wirkliche Tiefe zu erkennen.“
3D Darstellung der mit Revit geplanten Multifunktionssporthalle /ehemals Reithalle
3D Darstellung der mit Revit geplanten Multifunktionssporthalle /ehemals Reithalle Bild: © Silvio Lux

Konsistenz durch BIM schafft Vertrauen

Bauprofessor: Heute haben Sie in Ihrem Revit den DBD-BIM-Katalog direkt eingebunden. Schon beim Planen und Entwerfen können Sie über Qualitäten und Kosten entscheiden, die nötigen BauDaten haben Sie direkt zur Verfügung: Bauleistungen, Preise und Technische Regeln wie DIN-Normen und VDI-Richtlinien. Wie nutzen Sie Ihr Revit inklusive DBD-BIM?
Silvio Lux: „Ich habe dieses Programm schätzen gelernt. Durch die direkte Planbarkeit von Kosten und Bauleistungen, brauche ich das Programm nicht mehr zu verlassen.
Bei einer Videokonferenz mit einem Bauherrn aus dem Allgäu zu einem Einfamilienhaus, das ich momentan gerade „durchbimme“, konnte ich z. B. damit überzeugen. Ich habe dem Bauherrn auf dem Bildschirm gezeigt: ‚Ich klick jetzt mal das Fenster an und da sehen Sie, was so ein Fenster kostet. Und jetzt klicke ich auf das gesamte Objekt und schon haben wir den Gesamtpreis.‘ Das ist sehr schön, weil es konsistent ist und Misstrauen beseitigt. Denn Bauen und Kosten sind als Thema leider leicht in Verruf geraten.
Außerdem fragen die Bauherren natürlich, wie belastbar das denn jetzt ist, was ich plane. Dann zeige ich ihnen, dass ich durch die eingebauten Kontrollmöglichkeiten gar nichts vergessen kann. Und selbst, wenn hier was anderes drinnen steht, habe ich das bewusst gemacht, weil ich die Kosten anders abgefangen habe. Das ist auch eine Sache, die ich so schätze an DBD-BIM. Für den Anwender ist das einfach Klasse, intuitiv bedienbar, gerade auch für Leute, die so wie ich „Learning by Doing“ an Software rangehen.“
Bauprofessor: Warum sind Sie von der Methodik BIM und DBD-BIM im Speziellen so überzeugt?
Silvio Lux: „Das Beste an BIM ist dieser „Single Source of Truth“. Also dieser „einzige Punkt der Wahrheit“, dabei geht es ja darum, einen allgemeingültigen Datenbestand zu haben, der richtig und damit verlässlich ist. Das heißt, wenn ich gewissenhaft modelliere, das ist natürlich das A und O, dann leitet sich alles andere daraus ab. Baukonstruktive Dinge genauso, wie Mengen, Massen, Kosten, Leistungsbeschreibungen. Das ist das Schöne an BIM, dass das alles miteinander zusammenhängt, als ein Stück, nichts ist mehr abgekoppelt. Wird gewissenhaft modelliert, ist alles weitgehend maschinell erfassbar. Der Mensch übernimmt Übertragungs- und Kontrolltätigkeiten. Er darf trotzdem seinen Kopf nicht ausschalten, denn er muss Erfahrungswerte eingeben, nicht alles kann automatisch geschehen, aber BIM ist eine vollkommen andere Planungsmethodik, als man sie mal hatte.“
Screenshot: DBD-BIM in Revit
Screenshot: DBD-BIM in Revit Bild: © f:data GmbH

BIM-Know-how weitergeben

Bauprofessor: Nach diesem Hochruf auf die Planungsmethodik BIM ist es plausibel, dass Sie sich auch im BIM-Arbeitskreis der Architektenkammer Sachsen engagieren. Was unternehmen Sie, um den Kollegen BIM näher zu bringen?
Silvio Lux: „Wir haben verschiedene Veranstaltungen gemacht in den letzten zwei Jahren. So eine Art „Meet and Greet BIM“. Mit einer Vorstellung von Leuten, die die Methodik schon verwenden. Auch verschiedene Themenfelder wurden angesprochen bis hin zu Honorierungs-, Versicherungs- oder Haftungsfragen.
Jetzt haben wir gerade mit viel Aufwand gemeinsam mit den Architekten- und Ingenieurkammern von Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt eine eigene Schulung aufgesetzt, um das einheitliche deutschlandweite Curriculum der Bundesarchitekten- und Ingenieurkammern umzusetzen. Wir bieten den „Basiskurs BIM für Architekten und Ingenieure" an. Der 3-tägige Basiskurs ist ein qualifiziertes Schulungsprogramm und entspricht dem BIM Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern. Am Ende können die Teilnehmer das international anerkannte Zertifikat "BIM–Qualifikationen–Basiskenntnisse" von buildingSMART/VDI optional über eine Online-Abschlussprüfung ablegen. Die erste Veranstaltung im Februar ist bereits ausgebucht. Der nächste Termin ist der 14.–16.05.2019 in der Architektenkammer Sachsen im Kammerbüro Leipzig. Aber auch hier ist die Nachfrage so groß, dass bereits alle Plätze reserviert sind. Es bestehen jedoch noch Chancen, über eine Warteliste evtl. frei werdende Plätze zu ergattern.
Bauprofessor-Redaktion
Dieser Beitrag wurde von unserer Bauprofessor-Redaktion erstellt. Für die Inhalte auf bauprofessor.de arbeitet unsere Redaktion jeden Tag mit Leidenschaft.
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