Investition/Finanzierung des Baubetriebs

Liquiditätsplanung

Finanzpläne können durchaus mit unerwarteten Ereignissen behaftet sein. Folglich ist es notwendig, die geplante ständig mit der tatsächlichen Finanzlage zu vergleichen, d. h. die Entwicklung der Liquidität zu verfolgen. Unter Umständen können und müssen kurzfristig, aber auch auf längere Sicht Maßnahmen eingeleitet werden, um die Liquidität entweder zu verbessern oder abzuschöpfen, wenn sich ein Mittelüberschuss abzeichnet. Dabei ist auch zu beachten, wie sich die Bauleistungen entwickeln wird.
Als Faustregel gilt allgemein, dass eine Leistungssteigerung mindestens ein Fünftel bis zu einem Viertel an liquiden Mitteln von dieser Steigerung erfordert oder ähnlich bei einem Leistungsrückgang freisetzt.
Die Finanzplanung sichert auf finanzwirtschaftlichem Gebiet die lang-, mittel- und kurzfristige Durchsetzung der finanzwirtschaftlichen Unternehmensstrategie. Sie ist aus einem modern organisierten Bauunternehmen nicht wegzudenken. Dabei bleibt selbstverständlich dem Bauunternehmen der Umfang, die Tiefe sowie die Ausführungstechnik der Finanzplanung überlassen.
Ein Finanzplan sollte wenigstens monatlich erstellt werden, möglichst noch mit Aufteilung in Dekaden oder ggf. in Wochen, weil einzelne Zahlungen jeweils nur in bestimmten Dekaden erfolgen, wie z. B. Lohnfortzahlungen, Abführung von Umsatzsteuer u. a.
Für einen monatlichen Finanzplan – zugleich in der Aussage einer Liquiditätsübersicht – liefert die Übersicht unter "Beispiele" eine Grundlage.
Der Jahresfinanzplan ist praktisch die Fortschreibung der monatlichen Pläne, wofür die Leistungsentwicklung und die daraus entstehenden Zahlungsverpflichtungen einzuschätzen sind. Eine Fortschreibung wäre auch als Hochrechnung jeweils nach Vorliegen der tatsächlichen Monats- bzw. Quartalswerte um weitere vier Quartale im Voraus denkbar, gewissermaßen als eine Finanzbewegungsrechnung über die Mittelverwendung und Mittelherkunft zur Sicherung der Liquidität des kommenden Jahres.
Beispiel

Finanzplan-Liquiditätsübersicht

Aussagen werden über die verfügbaren Zahlungsmittel am Monatsersten und die voraussichtlichen Zahlungseingänge und Zahlungsverpflichtungen getroffen. Basis bilden Einzahlungen und Auszahlungen, folglich sind Forderungen und Verbindlichkeiten erst zu berücksichtigen, wenn sie zu Ein- und Auszahlungen werden.
Der dargestellte Finanzplan ist kurzfristiger Art und basiert auf Ist-Werten und Annahmen, die bereits in kurzer Zeit wieder überholt sein können. Trotzdem sind daraus Finanzdispositionen möglich und mittelfristige Tendenzen ableitbar. Eine auf die Zukunft bezogene Planung muss aber über den Monat hinausgehen, um mittel- und langfristig die Planung von Krediten vornehmen zu können.

Beispiel monatlicher Finanzplan:

Monat: August
Positionen
1. Dekade
01.-10.
2. Dekade
11.-20.
3. Dekade
21.-31.
Monat
gesamt
1. Verfügbare Zahlungsmittel:(105.000 €)(35.000 €)140.000 €
- gesamt davon Kasse5.000 €5.000 €
- gesamt davon Bank100.000 €30.000 €

2. Voraussichtliche Zahlungseingänge (Einzahlungen):
- Abschlagszahlungen180.000 €30.000 €210.000 €
- Schlusszahlungen100.000 €80.000 €180.000 €
- Zahlungen von ARGEn30.000 €30.000 €
- Zahlungen aus Nebenbetrieben
(Betonwerk)
10.000 €10.000 €20.000 €
- Erlöse aus Anlagenverkäufen20.000 €20.000 €
- Mieteinnahmen6.000 €6.000 €
- Schecks unterwegs20.000 €30.000 €50.000 €
- Sonstige Einzahlungen15.000 €15.000 €
Summe Einzahlungen346.000 €100.000 €85.000 €531.000 €

3. Voraussichtlich verfügbare
Zahlungsmittel (1. + 2.)

451.000 €

100.000 €

120.000 €

671.000 €

4. Voraussichtliche Zahlungsverpflichtungen (Auszahlungen):
- Löhne/Gehälter110.000 €110.000 €
- Soziallasten30.000 €30.000 €
- Umsatzsteuer30.000 €30.000 €
- Sonstige Steuern5.000 €5.000 €
- Lieferantenrechnungen60.000 €30.000 €30.000 €120.000 €
- Nachunternehmerrechnungen110.000 €60.000 €170.000 €
- Mietzahlungen25.000 €24.000 €
- Kredittilgungen100.000 €100.000 €
- Zinszahlungen10.000 €10.000 €
- Investitionen20.000 €20.000 €
- Schuldwechsel20.000 €20.000 €
- Entnahmen-
- Sonstige Auszahlungen20.000 €20.000 €
Summe Auszahlungen250.000 €190.000 €220.000 €660.000 €

5. Überdeckung

+210.000 €

+11.000 €
Unterdeckung (3. - 4.)./. 90.000 €./. 100.000 €
Bauprofessor-Redaktion
Dieser Beitrag wurde von unserer Bauprofessor-Redaktion erstellt. Für die Inhalte auf bauprofessor.de arbeitet unsere Redaktion jeden Tag mit Leidenschaft.
Über Bauprofessor »
Copyright bauprofessor.de Lexikon
Herausgeber: f:data GmbH Weimar und Dresden
Die Inhalte dieser Begriffserläuterung und der zugehörigen Beispiele sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der f:data GmbH unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Alle in diesem Werk enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden von den Autoren nach bestem Wissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie der f:data GmbH. Sie übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unrichtigkeiten.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.

Verwandte Fachbegriffe

Amortisationsrechnung bei Investitionen
Die Amortisationsrechnung als Verfahren der statischen Investitionsrechnungen misst die Vorteilhaftigkeit einer Investition an der sogenannten Zeit der Amortisation (Amortisationsdauer, auch Wiedergewinnungszeit oder Pay-off-Periode). Darunter wird d...
Ausgabewirksame Kosten
Als ausgabewirksame Kosten sind im Bauunternehmen die unmittelbar in der jeweiligen Abrechnungsperiode anfallenden Kosten der Bauausführung anzusehen, beispielsweise die mit Bezug im Baukontenrahmen in der aktualisierten Fassung 2016 in der Kontenkla...
Mikrokredit
Der Mikrokredit stellt für Kleinunternehmer und Selbstständige im Baugewerbe eine alternative Finanzierungsquelle dar. Grundlage dafür bildet der von der Bundesregierung geschaffene „Mikrokreditfonds Deutschland“. Bei Bedarf ist durch den Kreditnehme...
Terminarbeiten für Baukaufleute
Die Ausführung der einzelnen Arbeiten durch die Baukaufleute im Bauunternehmen bedarf der terminlichen Abstimmung und meistens monatlich streng fixierter Festlegungen durch die kaufmännische Geschäftsleitung, und zwar in Übereinstimmung mit dem zeitl...
VOFI-Investitionsrechnung
Alle Methoden, die auf vollständigen Finanzplänen (VOFI) beruhen, werden unter dieser Bezeichnung zusammengefasst. Sie unterscheiden sich von den statischen Investitionsrechnungen und den dynamischen Investitionsrechnungen dadurch, dass alle mit eine...
Um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten, verwenden wir Cookies. Einige dieser Cookies sind erforderlich für den reibungslosen Ablauf dieser Website, andere helfen uns, Inhalte auf Sie zugeschnitten anzubieten. Wenn Sie auf „ Ich akzeptiere“ klicken, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Individuelle Cookie-Einstellungen Ich akzeptiere