Investition/Finanzierung des Baubetriebs

Amortisationsrechnung bei Investitionen

Die Amortisationsrechnung als Verfahren der statischen Investitionsrechnungen misst die Vorteilhaftigkeit einer Investition an der sogenannten Zeit der Amortisation (Amortisationsdauer, auch Wiedergewinnungszeit oder Pay-off-Periode). Darunter wird der Zeitraum verstanden, bei welchem die Anschaffungskosten (investiertes Kapital) einer Investition über den Gewinn wieder in das Unternehmen bzw. dem Investor zurückgeflossen sind.
Eine Investition wäre nach dieser Berechnung wirtschaftlich, wenn ihre Amortisationsdauer kürzer ist als die vom Investor als maximal zulässig angesehene Soll-Amortisationsdauer. Bei alternativen Investitionen sollte die Investition mit der kürzesten Amortisationsdauer ausgewählt werden. Dabei beruht jedoch die Soll-Amortisationsdauer auf einer subjektiven Schätzung, die folglich keine objektive Größe darstellt.
Die Amortisationsrechnung wird deshalb synonym auch als Pay-off-, Pay-back-, Kapitalrückfluss- oder Kapitalgewinnungsrechnung bezeichnet.
Als Rückfluss gilt der für den Zeitraum rückfließende Erlös, die möglichen Einsparungen oder der erzielbare Gewinn und ähnelt in der Aussage vereinfacht dem Cash-flow.
Der Rückfluss lässt sich vereinfacht wie folgt ableiten:
Jahresgewinn (Jahresüberschuss)
+ kalkulatorische Abschreibungen
= Jahresrückfluss
Hierbei wird angenommen, dass die Erlöse eines Jahres im gleichen Jahr zu Einzahlungen und die Kosten, mit Ausnahme der kalkulatorischen Abschreibungen, im gleichen Jahr zu Auszahlungen führen. Es müssen also zum Jahresbeginn die – nicht auszahlungswirksamen – kalkulatorischen Abschreibungen hinzugerechnet werden.
Die Amortisationsdauer kann folgendermaßen bestimmt werden:
Amortisationsdauer
(in Jahren)
=Anschaffungskosten bzw. Kapitaleinsatz
durchschnittlicher Rückfluss
(Erlöse oder Einsparungen pro Jahr)
Die so ermittelte Amortisationsdauer liefert keine Angaben über die Rentabilität der Investition, weil sie nicht die echten Rückflüsse nach Ablauf der Nutzungs- bzw. Amortisationsdauer berücksichtigt.
Die Berechnung kann und sollte ggf. mit anderen statischen Verfahren wie die Kosten- und Gewinnvergleichsrechnung sowie ggf. Rentabilitätsrechnung bei Investitionen ergänzt bzw. kombiniert werden, um die Aussagen nach verschiedenen Seiten untersetzen zu können.
Vorrangig dient die Amortisationsrechnung auch dazu, die Kapitalbindungsdauer einer Investition zu bestimmen und darüber hinaus die Auswirkungen auf die Liquidität eines Unternehmens abzuschätzen. Insofern liefert sie damit auch wichtige Aussagen für die Liquiditätsplanung. Wichtig ist dabei zu prüfen, ob ein aufgenommener Kredit z.B. auch mit den erzielbaren Überschüssen aus der Investitionsmaßnahme getilgt werden kann.
Die Amortisationsrechnung soll an den zwei folgenden Beispielen demonstriert werden:
  • Investition eines Hydraulikbaggers
  • Sanierung an einem Wohngebäude

Beispielrechnung zur Amortisation der geplanten Investition in einen Hydraulikbagger

Investition eines Hydraulikbaggers:Bagger ABagger B
Anschaffungskosten(AK)270.000 €300.000 €
Voraussichtlicher Restwert(RW)27.000 €30.000 €
Kapitaleinsatz(AK-RW)243.000 €270.000 €
Abschreibungen/Jahr(A)37.714 €38.571 €
Gewinn/Jahr(G)+6.704 €/a+17.592 €/a
Mittelrückfluss/Jahr(A+G)44.418 €56.163 €
Amortisationsdauer(AK-RW)/(A+G)5,5 Jahre4,8 Jahre
Die Amortisationsdauer spricht im Beispiel für das Angebot B. Sie sagt aus, in welchem Zeitraum das investierte Kapital durch den im Bauprozess erzielten Umsatz, abzüglich der investitionsrelevanten laufenden Auszahlungen, wieder in das Bauunternehmen zurückfließt.
Ihr Aussagewert beschränkt sich auf die Beurteilung des Risikos der Investition und der Auswirkungen auf die Liquidität des Unternehmens. Die Effizienz der Investition kann durch die Amortisationsdauer nicht eindeutig beurteilt werden. Zweckmäßig ist deshalb stets eine Kombination aus mindestens zwei verschiedenen statischen Verfahren, z. B. von Amortisations- und Rentabilitätsrechnung.

Beispielrechnung zur Amortisation der Sanierung an einem Wohngebäude

An einem Wohngebäude wird eine Teil-Sanierung der Bäder vorgesehen. Zwei Varianten liegen dazu vor, die folgende Sanierungskosten auf Grundlage zweier Angebote von fachkundigen Baufirmen aufweisen:
  • Variante A: Sanierungskosten (Baukosten) in Höhe von insgesamt 60.000 €
  • Variante B: Sanierungskosten 100.000 €
Die Sanierung würde zu höheren Mieteinnahmen (Erlöse) von jährlich 7.200 € bei Variante A und von 10.800 € bei Variante B führen.
Zu prüfen ist, welche Variante die vorteilhaftere ist. Zu beachten ist dabei, dass die Restnutzungsdauer des Gebäudes nur noch 20 Jahre betragen wird.
Berechnung: Amortisationsdauer
Variante A:60.000 €:7.200 €/Jahr=8,33 Jahre
Variante B:100.000 €:10.800 €/Jahr=9,26 Jahre
Ergebnis: Für die Sanierung sollte die Variante A vorgesehen werden, da sie sich in kürzerer Zeit amortisiert.
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Aktuelle Normen und Richtlinien zu "Amortisationsrechnung bei Investitionen"

Auszug im Originaltext aus VDI 4645 (2023-04)
Für eine Beratung zur Energieversorgung von Gebäuden ist eine Kostenabschätzung zwingend erforderlich. Dies erfolgt im einfachsten Fall durch eine strukturierte Aufstellung der Investitionen, der Betriebs- und der Verbrauchskosten. Bei Bedarf können ...
- VDI-Richtlinie im Originaltext -
VDI-Richtlinie
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