14.08.2021 | Baukonstruktion

Hinweise und Informationen für absturzsichernde Fenster und die absturzsichernde Fenstermontage

Moderne Bauten setzen auf große Glasflächen. Auch bei der Sanierung werden häufig Fensteröffnungen vergrößert, um hellere und offenere Wohnkonzepte zu realisieren. Dabei dürfen aber vor allem Sicherheitsaspekte nicht außer Acht gelassen werden.
Fenstervielfalt
Bild: © FeBa Fensterbau GmbH
Absturzsichere Fenster und Brüstungen müssen bereits im Vorfeld geplant und bei der Montage entsprechend befestigt werden. Hinweise und Informationen gibt Ihnen dieser Ratgeber.

Wo ist Absturzsicherheit relevant?

Die exakten Brüstungs- und Absturzhöhen, die zur Bestimmung der absturzsichernden Befestigung notwendig sind, sind in der jeweiligen Bauordnung geregelt.
Bei der Planung sollten bereits konkrete Konzepte für die Absturzsicherheit feststehen, damit es bei der Endabnahme keine Überraschung gibt oder, noch schlimmer, ernsthafte Verletzungen bei Menschen zu beklagen sind bzw. Sachschäden entstehen.

Richtlinien und Anwendungsfälle

Regelungen zu Brüstungs- und Umwehrungshöhen der absturzsichernden Fenstermontage und was drum herum zu beachten ist, sind in der jeweiligen Muster- und Landes-Bauordnung und der Arbeitsstättenrichtlinie geregelt. Ebenfalls sind DIN-Normen zu beachten. Es sollte sich an den Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung gehalten werden, dieser gibt vor, welchen Anforderungen ein Fenster in einer jeweiligen Situation entsprechen muss.

Welche Brüstung wird benötigt?

Bei einer Absturzhöhe von 1 m bis zu 12 m ist bundesweit in der Musterbauordnung eine Brüstung in Höhe von 80 cm vorgegeben. Bei Absturzhöhen von über 12 m ist eine Brüstung von mind. 90 cm erforderlich. Jedoch sollten Regelungen der Landesbauordnung geprüft werden, so gilt nach bayrischen Vorgaben, dass bereits ab einer Absturzhöhe von 0,5 m durch eine Brüstung von 80 cm zu sichern ist.
Es ist wichtig, die Unterscheidung zwischen Umwehrung und Brüstung zu kennen, da für beide jeweils andere Regelungen gelten. Als Umwehrung gilt meist ein Geländer oder Gitter, während eine Brüstung eine geschlossene massiv ausgeführt Art Wand ist, wie zum Beispiel das Unterlicht eines bodentiefen Fensters.
Eine Umwehrung bis 12 m Höhe muss in der Regel mind. 90 cm betragen und ab 12 m Höhe bereits 110 cm. Die Arbeitsstättenrichtlinie gibt davon abweichende Werte vor.
Die Unterkante, ab der die Brüstung oder Umwehrung gemessen werden muss, ist nicht zwingend die Oberkante des fertigen Fußbodens (OKFF), sondern wenn sich beispielsweise ein betretbarer Sockel vor dem Fenster befindet, gilt dessen Oberkante. Das untere Blendrahmenquerstück stellt ebenfalls einen betretbaren Sockel dar.

Welche Brüstungen kommen beim Fenster zum Einsatz?

Als absturzsichernde Brüstungen und Umwehrungen kommen in der Regel folgende Bauarten zum Einsatz:
  • Brüstung durch Unterteilung des Fensters mit einem Pfosten und TRAV Glas im Unterlicht
  • Umwehrung durch an der Hauswand montierte Geländer
  • Brüstung/Umwehrung durch am Blendrahmen montierte Glasscheiben oder Geländer
Jede Absturzsicherung hat ihr Für und Wider. Am Ende sind oft Kosten und ästhetische Aspekte die ausschlaggebenden Entscheidungskriterien.
Ein gängiger Hersteller dieser Brüstungen und Umwehrungen ist die Firma Abel Metallsysteme.

Absturzsichernde Verglasung

Die absturzsichernde Verglasung nach "DIN 18008-4 – Glas im Bauwesen – Bemessungs- und Konstruktionsregeln – Teil 4: Zusatzanforderungen an absturzsichernde Verglasungen" ist unter ihrer ehemaligen Bezeichnung „TRAV“ bekannter. Sie beinhaltet unter anderem die aktuellen Rahmenbedingungen einer absturzsichernden Scheibe.
Eine solche Scheibe darf nicht durchstoßen oder durchbrochen werden können, ebenfalls dürfen keine Personen durch herabfallende Bruchstücke gefährdet sein.
Häufig wird das ehemalige TRAV in Unterlichtern von Fenstern eingesetzt. Es kann aus VSG, ESG, TVG oder einer Kombination bestehen. Im Fenster werden am häufigsten 2-fach und 3-fach Verglasungen mit beidseitigen VSG-Gläsern verbaut.
In der Fensterproduktion bei FeBa Fensterbau GmbH
In der Fensterproduktion bei FeBa Fensterbau GmbH Bild: © FeBa Fensterbau GmbH

Wie ist ein Fenster absturzsicher zu montieren?

Ein Fenster in absturzsichernder Lage darf auf keinen Fall den stoßartigen Einwirkungen wie einem Personenaufprall oder aber den statischen Einwirkungen durch Wind und Klima nachgeben. Daher ist eine ausreichende Befestigung im/am Baukörper erforderlich. Ein sinnbildliches Beispiel für eine stoßartige Einwirkung, der die Absturzsicherung auf keinen Fall nachgeben darf, ist ein Krankenbett, das ins Rollen gerät und gegen ein Fenster fährt.
Der Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung verlangt einen statischen Nachweis oder einen auf den Anwendungsfall bezogenen Prüfnachweis.
Für die absturzsichernde Montage sollte sich an die ETB-Richtlinie gehalten werden. Die ETB-Richtline wurde 1985 veröffentlicht und ist noch immer gültig. Sie bezieht sich auf nichttragende Bauteile, die nur Ihre Eigenlast und auf sie wirkende Kräfte auf andere Bauteile übertragen.
Es wird in zwei Einbaubereiche unterschieden:
  • Einbaubereich 1 – Wohnungen, Hotels oder Büroräume – geringe Menschenansammlungen
  • Einbaubereich 2 – Versammlungsräume – große Menschenansammlungen
Ebenso wird unterschieden in:
  • horizontale, statische Lasten
  • stoßartige Lasten
So ergeben sich Widerstandswerte für die horizontalen Lasten von 0,5 kN/m für den Einbaubereich 1 und 1,0 kN/m für den Einbaubereich 2. (Evtl. Abweichung gemäß MLTB, Teil 1, Anlage 1.3/1)
Für stoßartige Lasten sollen Widerstandskräfte von mindestens 2,8 kN pro Befestigungspunkt erreicht werden.
Da für die Befestigung eine Nachweisführung gilt, sollte direkt auf nach ETB-Richtlinie geprüfte Montagesysteme gesetzt werden. Hersteller solcher Systeme sind beispielsweise SFS, BTI oder Würth.
Bei diesen Montagesystemen werden rundherum Montageschienen mit dem Fensterrahmen inkl. Stahlprofil verbunden. Die Schienen werden im Anschluss mit speziellen Dübeln im Mauerwerk verankert.
Da sich bei manchen Ziegeln und Bausteinen eine Befestigung in der Laibung nicht eignet, gibt es ebenfalls Schienen-Systeme, die um die Wand herumgreifen und innen und außen am Mauerwerk befestigt werden. Diese Schienen werden mit dem Fensterelement zusammen abgedichtet und verschwinden später unter dem Putz.
Den Einbau sollten unbedingt geschulte und erfahrene Monteure vornehmen.
Die eingebauten Fensterelemente werden anhand eines sog. „weichen Stoßes“ darauf geprüft, ob das Fensterelement eine Widerstandskraft von mind. 2,8 kN pro Befestigungspunkt aufweisen kann. Ein „harter Stoß“ muss nicht nachgewiesen werden. Dieser würde vermutlich ohnehin Schäden am Fenster verursachen.
Dieser Artikel wurde verfasst von Tobias Rösner, Fenster.de GmbH, Neunkirchen, https://www.fensterhandel.de.
Bauprofessor-Redaktion
Dieser Beitrag wurde von unserer Bauprofessor-Redaktion erstellt. Für die Inhalte auf bauprofessor.de arbeitet unsere Redaktion jeden Tag mit Leidenschaft.
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