Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. In Zeiten der Corona-Pandemie denken wir da zuerst an Mund-Nasen-Schutz, 1,5 m Abstand halten und Desinfektion. Aber auch der Ruf nach Digitalisierung wird seither immer lauter.
Sven Voigtländer – Kalkulator der HABA Bau- und Verwaltungsgesellschaft mbH aus Hartha
Bild: © Sven Voigtländer
Einer, der bereits seit Jahren in seiner Arbeit auf digitale Unterstützung setzt und auch andere dazu ermutigt und mitreißt, ist Sven Voigtländer. Der Maurermeister und Kalkulator der HABA Bau- und Verwaltungsgesellschaft mbH aus Hartha liebt es exakt und stimmig, sowohl auf dem Bau als auch bei der Kalkulation. Er will etwas bewegen, ist ein Macher und weiß: „Zeit ist Geld“. Deshalb kalkuliert er digital. Das wiederum verschafft ihm Zeit, die er dann wieder sinnvoll nutzt, um sich als Landesfachgruppenleiter Hochbau und im Sozialpolitischen Ausschuss des Sächsischen Baugewerbeverbandes sowie als Vorstandsmitglied der Bundesfachgruppe Hoch & Massivbau beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe e. V. zu engagieren.
Um alles unter einen Hut zu bekommen, setzt er auf gute Organisation und gute Software.
Bauprofessor: Herr Voigtländer, wenn Sie jemanden davon überzeugen müssten, dass Digitalisierung ganz wichtig ist in Ihrem Beruf als Kalkulator, wie würden Sie argumentieren?
Sven Voigtländer: „Also seitdem ich mit der Software „nextbau“ incl. „DBD-KostenAnsätze“ und „DBD-KostenKalkül“ arbeite, haben wir unsere Erträge optimal erhöht. Wir haben also z. B. im letzten Geschäftsjahr eine Rendite nach Steuer zwischen 12 und 16 % erzielt. Das ist sehr gut.“
Bauprofessor: Was haben Sie bei HABA-Bau gemacht, um das zu erreichen?
Sven Voigtländer: „Ein paar Projektentwickler haben mitbekommen, wie wir funktionieren und mit welcher Software wir arbeiten. Daraufhin haben sich dann Zusammenarbeiten entwickelt. Die Projektentwickler machen die Zuarbeiten von der Entwurfsplanung bis zur Ausführungsplanung. Wir rechnen diese Zuarbeiten mit Ihnen ab und können diese dann für den Kunden mit einer präzisen Kostenschätzung versehen. So haben wir z. B. Mehrfamilienhäuser geplant, als Eigentumswohnungen mit Loft. Das Ganze wurde als Schlüsselfertigbauweise realisiert. Im Leistungsverzeichnis waren über 1.500 Positionen aufgelistet bei einem Auftragsvolumen von ca. 15 Millionen Euro. Mit dem Kunden haben wir das detaillierte Leistungsverzeichnis besprochen und er konnte genau sehen, was da alles drinsteckt.“
Modernisierung der Schule in Hartha
Bild: © Sven Voigtländer
Bauprofessor: Haben Sie dann alle Leistungen zu diesem Projekt selbst ausgeführt?
Sven Voigtländer: „Nein. Wir haben viele Nachunternehmer. Dadurch, dass wir im „nextbau“ bei den Leistungsbeschreibungen mit dem Standard-Leistungsbuch Bau arbeiten, haben wir die Standardleistungsnummern, die kompatibel mit anderen Systemen sind, die ebenfalls mit STLB-Bau arbeiten. Wir schicken den möglichen Nachunternehmern jetzt nur noch elektronisch die Angebotsanfragen als GAEB 83 und bekommen diese dann von den Nachunternehmern mit Preisen als GAEB 84 zurück. So habe ich innerhalb kürzester Zeit die Angebote hier. Das ist der absolute Wahnsinn, denn wo ich auf schriftlichem Wege sonst vielleicht 14 Tage auf ein Angebot warte, macht das so vielleicht 1 oder 2 Tage aus. Die Preise vom Nachunternehmer pflege ich dann ein und mache meine eigene Kostenschätzung.“
Bauprofessor: Woher nehmen Sie als gelernter Maurermeister das Know-how um die Baupreise der ganzen Nachunternehmergewerke? Das kann man doch nicht einfach so überblicken?
Sven Voigtländer: „Dafür habe ich noch das Baupreislexikon. Das ist ein Onlinedienst, wo ich mir zwischendurch stichprobenartig Baupreise rausholen kann. Dort werden die Von-Mittel-Bis-Preise ganz regional angegeben. Gerade in so Bereichen wie Sanitär ist das gut. Wenn ich beispielsweise wissen will, was kostet der Einbau einer Acryl-Badewanne? Hier klaffen die Durchschnittspreise regional schon manchmal ziemlich auseinander. Da hole ich mir mit Baupreislexikon ein bisschen Sicherheit. Und kann vielleicht auch noch mal mit dem Preis ein bisschen runtergehen. Das sind Vergleichswerte. Das funktioniert einwandfrei.“
Anbau eines neuen Schulgebäudes in Hartha
Bild: © Sven Voigtländer
Bauprofessor: Planen, Kalkulieren und Nachunternehmer finden ist die eine Seite, dann wird gebaut und schließlich muss abgerechnet werden. Durch die Corona-Pandemie gab es etliche Sonderregelungen, u. a. die Umsatzsteuerabsenkung. Haben Sie das mit „nextbau“ auch in den Griff bekommen?
Sven Voigtländer: „Ja, das geht einfach. Wir haben alles im System und rechnen kumuliert ab. Das heißt, dass bei der Schlussrechnung erst „geradegezogen“ wird. Wir haben z. B. ein Bauvorhaben, was jetzt schon zwei Jahren läuft. Das ist eine Schule – Neubau und Sanierung –. Dort haben wir mit 19 % angefangen. Jetzt war der Stichtag 31.06., aber die Abschlagszahlungen laufen weiter. Wir müssen kumulieren, dazu sind wir verpflichtet. Die Kommunalverwaltung hat jetzt aus der 13. Abschlagszahlung eine Teilschlussrechnung gemacht. Das funktioniert aber nicht, weil das die Zahlen komplett verfälschen würde.
Wir stellen die Rechnungen nach wie vor als Abschlag weiter und in der Schlussrechnung ganz am Ende wird bereinigt – entweder 16 % oder 19 % –. Je nachdem, was die Zukunft noch bringt…“
Bauprofessor: Wenn Sie auf die vergangenen zwei Jahre zurückblicken. Was sind die größten Änderungen, die sich im Zusammenhang mit der digitalisierten Planung und Kalkulation in Ihrem Unternehmen HABA Bau GmbH ergeben haben?
Sven Voigtländer mit Weimaraner Hündin Luna
Bild: © Sven Voigtländer
Sven Voigtländer: „Wir arbeiten immer mehr als Generalunternehmer mit 20 Mitarbeitern und ca. 35 bis 40 Nachunternehmern aus der Region. Das Verhältnis Nachunternehmer zu Eigenbetrieb ist höher, als es vorher war. Diese Entwicklung ist vor allem dem Fachkräftemangel geschuldet. Die Nachfrage nach Fachkräften ist weiter hoch, bei begrenztem Angebot. Unser Zukunftsmodell sieht daher so aus, dass Planung, Kostenschätzung und Kalkulation größtenteils digital erfolgen. Die Umsetzung der Bauwerke wird in Zusammenarbeit mit unseren Nachunternehmern erfolgen, wobei aber auch automatisierte Bauprozesse zu damit einhergehender geringerer Man-Power führen werden.
Fazit: Der Kunde bekommt bei uns alles aus einer Hand – von der Kostenschätzung und Planung bis hin zu allen Arbeiten, die anstehen, egal ob vom Zimmerer, Dachdecker, Klempner, Elektriker –. Das Gute für uns als HABA Bau ist dabei, dass die Bruttolohnsummen gleichbleiben bzw. sich nur minimal erhöhen, im Vergleich zu den Umsätzen die definitiv weiter steigen werden.
Bauprofessor: Vielen Dank Herr Voigtländer für Ihre Zeit und alles Gute für Ihr Zukunftsmodell bei HABA Bau und für die kommenden Bauprojekte.