Wie viel Sonne tut gut, wie viel ist zu viel?
"36 ° und es wir noch heißer" ... Es ist Sommer und die "liebe" Sonne heizt uns schon seit Wochen ordentlich ein. Bei aller Freude über Sonnenschein und warmes Wetter ist der Sommer auf dem Bau oft eine sehr „heiße Sache“ besonders hinsichtlich der UV-Strahlung. Die bringt uns in Maßen genossen dazu, Glückshormone auszuschütten und Vitamin D zu produzieren und stärkt so unser Immunsystem. Aber die Betonung liegt auf „in Maßen“, denn wie so oft macht auch hier die Dosis das Gift.
Jeder Mensch verträgt die Sonneneinstrahlung ohne Schutz unterschiedlich lange. Blasse, blauäugige, rothaarige Menschen sind am empfindlichsten und bereits nach 5 - 10 Minuten gefährdet. Dunkelhäutige Menschen mit braunen Augen und dunklen Haaren vertragen da immerhin schon 45 Minuten. Aber 8 Stunden auf der Baustelle ununterbrochen der Sonneneinstrahlung ausgesetzt zu sein, womöglich noch ohne Schutz, das ist eindeutig zu viel.
Genug trinken! Im Sommer eine wichtige Maßnahme, um nicht zu dehydrieren.
Bild: © ndoeljindoel, 123RF.com
Folgen können u. a. Hautkrebs, Sonnenstich, Bindehautentzündung der Augen und Dehydrierung sein. Um so etwas zu verhindern, haben sich verschiedene Bau-Verbände, die Berufsgenossenschaft Bau, Arbeitgeberverbände und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt ein Maßnahmenbündel zur Vorsorge ausgedacht und das in einer Vereinbarung zur Sozialpartnerschaft niedergeschrieben.
Sozialpartnervereinbarung zum Sonnenschutz
"Arbeiten mit freiem Oberkörper in der prallen Sonne mag zwar cool sein, ist aber ohne Sonnenschutz absolut unvernünftig und birgt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken." Das sagt Felix Pakleppa der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Unter anderen darum wurde die Sozialpartnervereinbarung zum Sonnenschutz abgeschlossen. Darin wurde festgelegt, dass Aufklärung und Prävention zum Thema Sonnenschutz weiter an erster Stelle stehen.
Aber auch praktische Apps sind geplant, die z. B. anzeigen, wie hoch die Intensivität der UV-Strahlung am Arbeitsort ist und wie man sich am besten schützt. Außerdem wurde eine sogenannte Angebotsvorsorge vereinbart. Die beinhaltet einmal im Jahr ein Hautscreening beim Haus- oder Hautarzt für alle, die überwiegend im Freien arbeiten. So soll sichergestellt werden, dass Hautkrebs rechtzeitig entdeckt werden kann, um ihm möglichst erfolgreich zu begegnen. Die Untersuchungskosten tragen die Arbeitgeber und untersucht wird während der Arbeitszeit.
Bauarbeiter mit sonnenverbranntem Schulter- und Nackenbereich
Bild: © adam88x,123RF.com
Wer zählt zur Risikogruppe?
Zu den „überwiegend im Freien Arbeitenden“ zählen:
-
Maurer/Maurerinnen
-
Dachdecker/Dachdeckerinnen
-
Beschäftigte im Straßen- und Tiefbau
-
Zimmerer/Zimmerinnen
-
Baumaschinenführer/ Baumaschinenführerinnen
-
Betonbauer/Betonbauerinnen, Einschaler/Einschalerinnen
-
Beschäftigte im Gerüstbau
-
Beschäftigte in der Glas- und Fassadenreinigung
Wer dazugehört, muss sich in erster Linie selbst vor der Sonne schützen. Aber auch vom Arbeitgeber gibt es Unterstützung, denn der kann durch technische und organisatorische Maßnahmen dafür sorgen, dass seine Leute vor der Sonne geschützt bzw. ihr nicht ununterbrochen ausgeliefert sind.
Wie können sich Betroffene vor der Sonne schützen?
Technische Maßnahmen des Arbeitgebers zum Sonnenschutz sind z. B. Überdachungen am Arbeitsplatz oder Sonnensegel, z. B. bei Schachtarbeiten, aber auch die Klimatisierung von Fahrzeugkabinen zählt dazu.
Organisatorische Maßnahmen betreffen z. B. die Reduzierung des Aufenthaltes in der direkten Sonne während der intensivsten Sonneneinstrahlung zwischen 11 und 15 Uhr. Das kann u. a. dadurch erreicht werden, dass Arbeiten in den Schattenbereiche verlagert, Pausenzeiten eingelegt bzw. verschoben oder Tätigkeiten auf mehrere Beschäftigte verteilt werden, die dann im Rotationsprinzip zum Einsatz kommen.
Persönlich kann und muss sich natürlich auch jeder vor zu viel Sonne und deren Folgen schützen. Als erstes gilt es immer genug zu trinken, um nicht zu dehydrieren. Dann müssen Haut und Augen geschützt werden. Die Möglichkeiten reichen hier von Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen, über passgenaue Sonnenbrillen mit UV-Filter und Seitenschutz, Kopfbedeckung mit Nackentuch und Sonnenschutzmittel. Die Sonnenschutzmittel müssen großzügig aufgetragen und sollen regelmäßig nachgecremt werden (ca. alle zwei Stunden), da ihre Schutzwirkung mit der Zeit nachlässt.
Faustregel zur Sonnenintensität
Zum Schluss noch eine Regel, die als Faustregel (auch ohne App) ganz gut zeigt, wann die Sonneneinstrahlung besonders intensiv und damit die Gefahr eines gesundheitlichen Schadens am höchsten ist. Das ist die sogenannte Schattenregel:
„Wenn Dein Schatten kleiner wird als Du, dann wird es gefährlich!"