Regenspende - wichtige Bauplanungsgröße für Entwässerungsberechnungen
Die Regenspende ist im Baubereich eine wichtige Größe bei der Berechnung der Entwässerung von Dachflächen und Grundstücksflächen. Dazu werden bei der Bauplanung statistische Berechnungsregenspenden berücksichtigt, um die notwendigen Regenwasserabflüsse in Liter pro Sekunde zu berechnen. Die Regenspende beschreibt die Menge an Regenwasser, die während eines bestimmten Zeitraums pro Sekunde und Fläche niedergeht. Die Berechnungsregenspende kann, wenn keine statistischen Daten vorliegen, unabhängig vom durchschnittlichen Jahresniederschlag nach den Bestimmungen der DIN EN 12056-3 ermittelt werden. In Verbindung mit der DIN EN 12056 regelt in Deutschland die DIN 1986-100 die Bestimmungen für Entwässerungsanlagen für Gebäude. Sie legt fest, dass für Ermittlung der Berechnungsregenspenden die Werte nach KOSTRA-DWD-2010 zu verwenden sind.
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Darstellung der Regenspenden
Die Regenspende gibt an, welche Mengen an Regenwasser innerhalb eines bestimmten Zeitraums auf die Oberfläche der Erde herabregnen. Wichtig für die Planung von Entwässerungssystemen von Dächern, Grundstücken, Kanälen und anderen Abwasser- bzw. Versickerungssystemen ist die Bemessungsregenspende (auch Berechnungsregenspende genannt). Dargestellt wird die Bemessungsregenspende mit r(D,T), wobei „r“ für Regenspende, „D“ für die Dauer des Regens (z. B. 5 Minuten) und „T“ für die Jährlichkeit also die Wiederkehrwahrscheinlichkeit einer solchen Regenspende (z. B. 5 Jahre) steht. Die gebräuchliche Einheit für die Regenspende lautet „Liter pro Sekunde pro Hektar“, abgekürzt als physikalische Maßeinheit mit „l/(s*ha)“ oder „l/(s*10000 qm)“.
Regenspenden in Deutschland
Als pauschale Regenspende wird in Deutschland eine Regenspende von 300 l/(s*ha) betrachtet, die in wenig kritischen Bemessungssituationen auch für vorgehängte Dachrinnen herangezogen wird. Die Durchschnittsregenspende beträgt in Deutschland 311 l/(s*ha).
Einige durchschnittliche regionale Regenspenden in Deutschland sind z. B.:
Ort | r5,5 in l/(s*ha) | r5,100 in l/(s*ha) |
Berlin | 331 | 582 |
Bremen | 246 | 434 |
Hamburg | 266 | 463 |
Feststellung der Bemessungsregenspende
Bei der Bemessungsregenspende (für Dachflächenentwässerung z. B. r5,5) handelt es sich um eine Kenngröße, die auf der Starkniederschlags-Auswertung „KOSTRA-DWD-2010“ beruht. Dabei bedeutet „KOSTRA“ = Koordinierte Starkniederschlags-Regionalierungs-Auswertungen und „DWD“ steht für Deutscher Wetterdienst. Die Meteorologen werten darin seit mehr als 30 Jahren historische Regenereignissen sowie statistische Berechnungen aus Langzeitmessungen sowie Starkniederschlägen aus.
Die gemessenen Niederschlagsspenden und die Niederschlagshöhen werden in Abhängigkeit von Regendauer und Wiederkehr-Wahrscheinlichkeit dargestellt. In der „KOSTRA-DWD 2010“ werden die Ergebnisse lokal aufgeführt und in einem deutschlandweiten Raster mit der Maschenweite 8,5 x 8,5 km tabellarisch gelistet und kartographisch dargestellt.
Da aber die Messungen in den letzten 30 Jahren erst begonnen und mit der Zeit immer weiter ausgebaut wurden, ist für manche Orte, die entsprechende Messstationen erst seit einigen Jahren betreiben, die Datenlage noch unzureichend. Dies trifft besonders auch auf Daten zu den Jahrhundertregenereignissen zu. Der DWD empfiehlt daher aufgrund der noch unzureichenden Datenlage z. B. bei der Berechnungen der Hauptentwässerung von Dachflächen zur Berechnungsregenspende r5,5 einen 10 %-igen und bei Berechnungen der Notentwässerung zum Jahrhundertregen r5,100 einen 20%-igen Sicherheitsaufschlag hinzuzurechnen. Die Tabelle A.1 im Anhang A zur DIN 1986-100 listet einige deutsche Städte mit pauschalen Regenspenden (auch Jahrhundertregenspenden) auf, die zur Berechnung herangezogen werden können. Diese wurden vom itwh, dem Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie unter Verwendung von "KOSTRA-DWD-2010" ermittelt. Auch im MB Entwässerung | 2011-03, Merkblatt zur Bemessung von Entwässerungen unter Abschnitt 1.3.2 Berechnungsregenspende findet sich eine solche Auflistung der Berechnungsregenspende für die Dachentwässerung für verschiedene deutsche Städte. Zudem wird dort darauf hingewiesen, dass, sollte für einen Ort keine statistische Bemessungsregenspende vorliegen, die pauschale Bemessungsregenspende für Deutschland = 300 l/(s*ha) multipliziert mit einem Sicherheitsfaktor in Abhängigkeit vom Gebäude nach DIN EN 12056-3 verwendet werden soll. Berechnungsregenspende und Jahrhundertregenspende bei der Berechnung der Dachentwässerung
Regenentwässerungsanlagen für Gebäude werden so konzipiert, dass sie über eine Hauptentwässerung und eine Notentwässerung verfügen. Die Hauptentwässerung wird so berechnet, dass Dachgullys und zugehörige Entwässerungsleitungen oder Dachrinnen und entsprechende Fallrohre nach den Bemessungsregenspenden (r5,5) berechnet werden. Die Notentwässerung wird durch Notentwässerungsgullys und deren Leitungssystem (z. B. bei der Flachdachentwässerung), durch Speier oder auch das Überlaufen von Dachrinnen auf eine schadlos überflutbare Fläche realisiert. Die Notentwässerung muss die Entwässerung der Differenzregenmenge: r5,100 ./. r5,5 = Jahrhundertregenspende ./. Bemessungsregenspende bewältigen. Bei der Planung der Dachentwässerung werden also die Regenspenden r5,5 (Berechnungs-/Bemessungsregenspende) sowie r5,100 (Jahrhundertregenereignis) benötigt. Bei r5,5 handelt es sich um die höchste Niederschlagsmenge, die innerhalb von fünf Minuten an einem bestimmten Ort zu erwarten ist, und zwar mit einer Wiederkehrwahrscheinlichkeit von fünf Jahren.
Hingegen beschreibt r5,100 die höchste Menge an Niederschlag, die innerhalb von fünf Minuten an einem bestimmten Ort zu erwarten ist, und zwar mit einer Wiederkehrwahrscheinlichkeit von 100 Jahren. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Jahrhundertregenspende, die zur Berechnung von Notentwässerungssystemen von Dächern mit herangezogen werden muss.
Klimatische Einflüsse
Der Klimawandel mit all seinen Folgen ist im Fokus des öffentlichen Interesses angekommen. Forschungen und Studien kommen zu dem Ergebnis, dass sich das Weltklima und somit auch das Niederschlagsgeschehen in Zukunft weiter verändern wird. Auf der anderen Seite lassen die Aussagen der Klimamodelle noch keine regionalen Prognosen zu. Vermutet wird jedoch, dass sich das Niederschlagsgeschehen aufgrund des weltweiten Temperaturanstiegs verändert und mit noch mehr Überflutungsereignissen gerechnet werden muss. Auch Versicherungsgesellschaften weisen schon länger darauf hin, dass Schäden aus Naturereignissen in den letzten Jahren dramatisch zugenommen haben.
Entwässerungssysteme werden jedoch für einen Planungshorizont von vielen Jahrzehnten errichtet, sodass sich die Frage stellt, ob die heutigen Systeme auch zukünftig den Anforderungen durch die veränderten Klimabedingungen genügen. Renommierte Planer erstarren jedoch nicht in abwartender Haltung, sondern entwickeln Methoden, um zukunftsfähige Lösungen zu den unsicheren Vorhersagen zu erarbeiten.