Ein Abwasserkanal ist ein Kanal-System, das Abwasser von verschiedenen Orten sammelt, um es unterirdisch zu Kläranlagen oder in Gewässer zu leiten.
Was ist ein Abwasserkanal?
Ein Abwasserkanal ist ein Kanal-System, das Schmutz- und Niederschlagswasser mit Hilfe von Kanalgrundrohren (KG-Rohren) von verschiedenen Orten sammelt, um es unterirdisch zu Kläranlagen, direkt oder über Vorfluter in Gewässer zu bringen. Abwasserkanäle sind entscheidend für die Abwasserentsorgung in Ortschaften und übernehmen eine wichtige Rolle für die öffentliche Gesundheit und Umweltschutz.
Mischsystem und Trennsystem
Zur Ableitung von Schmutzwasser und Niederschlagswasser ist die Kanalisation entweder in einer Leitung als Mischsystem oder in zwei getrennten Leitungen als Trennsystem aufgebaut.
Welches Abwassersystem optimal ist, hängt u. a. ab von:
- lokaler Infrastruktur,
- Niederschlagshäufigkeit,
- Umweltvorschriften und
- finanziellen Ressourcen.
Mischsystem
Im Mischsystem fließen alle Abwässer (Schmutzwasser und Niederschlagswasser) zusammen in Kläranlagen. Dort werden sie aufbereitet und über Vorfluter oder direkt in die umliegenden Gewässer abgegeben. In Mischsystemen sind meist Regenüberlauf und Regenrückhaltebecken integriert. Sie sollen bei starken Regenfällen verhindern, dass Klärwerke überflutet werden, ein Rückstau des Abwassers in Keller erfolgt oder Straßen überschwemmt werden. Dieses System benötigt eine sehr effiziente Kläranlage, um die erforderlichen Reinigungsstandards erfüllen zu können.
Trennsystem
Beim Trennsystem werden Schmutzwasser (aus Haushalten und Industrie) und Regenwasser in unterschiedlichen Kanalsystemen gesammelt.
Zum Schmutzwasser zählt u. a.:
- Abwasser aus der Toilette,
- Küche und Bad,
- Waschmaschine und
- Spüle.
Schmutzwasser wird durch den Schmutzwasserkanal zur Kläranlage geleitet und dort gereinigt. Niederschlag wie Regen, Schnee und Hagel wird von Dachflächen bzw. versiegelten Hofflächen direkt abgeleitet und gelangt über die Regenwasserkanalisation ohne Reinigung oder nach Reinigung in Regenklärbecken in den nächsten Vorfluter, z. B. einen Graben, Bach oder Fluss. Trennsysteme können die Kläranlagen entlasten, da Regenwasser nicht der gleichen intensiven Reinigung bedarf wie Schmutzwasser. Die Kosten
Die Kosten beider Abwassersysteme sind etwa gleich. Beim Mischsystem sind die Gesamtkosten für Leitungen und Anschlüsse günstiger als beim Trennsystem. Allerdings müssen größere und damit teurere Kläranlagen errichtet werden.
Beim Trennsystem fallen die Kosten für Leitungen und Anschlüsse doppelt an. Die Kläranlagen hingegen können wesentlich kleiner dimensioniert werden und sind daher günstiger als bei Mischsystemen.

Abwasserkanäle sind entscheidend für die Abwasserentsorgung in Siedlungen und tragen zur Gesundheit und Umweltschutz bei.
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Abwasserkanäle in der öffentlichen Kanalisation
Neben den Kläranlagen, Leitungen und Überlastungsbauwerken (z. B. Regenüberlauf- und Regenrückhaltebecken) besteht das öffentliche Kanalnetz aus:
- Abwasserschächten für Reinigungs- und Kontrollzwecke,
- Pumpstationen, um Höhendifferenzen zu überwinden,
- Anschlussleitungen bis zu den Grundstücksgrenzen,
- Gullys für den Regeneinlauf auf öffentlichen Straßen und Plätzen,
- Kurvenbauwerken und
- Auslässen zur Überführung der geklärten Abwässer in Vorfluter oder direkt in die Gewässer.
Reinigung und Reparatur von Abwasserkanälen
Die Reinigungen und Inspektionen von Abwasserkanälen werden in Protokollen dokumentiert. Diese schaffen die Grundlage für Renovierungs-, Reparatur- und Sanierungsarbeiten.
Müssen Schächte renoviert oder repariert werden, so betrifft das häufig die Erneuerung der Schachtwandauskleidung, der Schachtsohle oder der Schachtunterteile. Reparaturarbeiten an Schächten können z. B. die Steigeinrichtungen oder die Schachtregulierung betreffen. Es müssen Schadstellen ausgebessert und abgedichtet oder die Beschichtungen repariert werden.
Zur Renovierung und Reparatur von Abwasserkanälen werden u. a. diese Verfahren genutzt:
- Injektionsverfahren
Unter Injektion (Einpressen) wird das Einbringen von Flüssigkeiten bzw. Injektionsmitteln (Einpressgut nach DIN 4093 oder Injektionsgut nach DIN EN 12715) in Hohlräume unter Druck verstanden. Dieses Verfahren kann z. B. zur Abdichtung von Rissen in Kanälen genutzt werden. - Inlinerverfahren
Beim Inlinerverfahren wird ein Rohr mit geringerem Durchmesser oder ein flexibler, mit einem Harz imprägnierter Schlauch in das betreffende Rohr eingebracht. Der mit Harz imprägnierte Schlauch härtet dann aus. Hierdurch wird das alte und beschädigte Rohr komplett von innen abgedichtet.
- Roboterverfahren
Mittels Roboterverfahren können punktuelle Reparaturen in Rohrleitungen erfolgen. Hierbei fährt eine ferngesteuerte Robotereinheit z. B. zur Schadstelle, fräst in diese einen Stutzen und füllt ihn anschließend zur Abdichtung mit Epoxidharz auf. Eine Ausstattung mit anderen Werkzeugen ist ebenfalls möglich, z. B. um das Injektionsverfahren ferngesteuert anzuwenden.
- Flutungsverfahren
Das Flutungsverfahren eignet sich vor allem, um weit und stark verzweigte Kanalsysteme zu reparieren. Zur Anwendung kommen zwei flüssige Komponenten, die bei Kontakt miteinander aushärten. Zunächst wird das Kanalsystem mit der ersten Komponente geflutet. Die Kanäle füllen sich und an undichten Stellen tritt die Komponente aus. Der umgebende Bettungsbereich wird mit der Flüssigkeit gesättigt. Danach wird die erste Komponente abgesaugt und das Kanalsystem wird mit der zweiten Komponente geflutet. An den undichten Stellen verbinden sich außerhalb des Rohres in der angrenzenden Bettungs- und Erdschicht die beiden Komponenten. Rund um die abzudichtende Stelle entsteht unter Zuhilfenahme des anstehenden Bodens eine feste „Dichtpackung“.