Allgemein
Ortbetonwände finden als Innenwand oder Außenwand Verwendung, können tragend und nicht tragend in verschiedenen Festigkeitsklassen mit oder ohne Bewehrung ausgeführt werden. Als Bewehrung kommen Stahlmatten und –stäbe sowie Stahlfasern aber auch Glas- und Kunststofffasern zur Anwendung. Wände aus Ortbeton zeichnen sich durch hohe Tragfähigkeit, guten Schallschutz, guten Brandschutz und hohe Wärmespeicherfähigkeit aus. Sie werden oft im Kellerbereich eingesetzt. Soll hier wasserundurchlässig gebaut werden, kommt mit Stahlmatten bewehrter WU-Beton oder WU-Leichtbeton zum Einsatz.
Auch gestalterisch setzt Ortbeton z. B. als hochwertiger Sichtbeton bei repräsentativen Bauteilen im Hochbau Akzente. So sind z. B. Foto- und Strukturbeton-Ausführungen bei Sichtbeton-Fassaden künstlerische Gestaltungselemente.
Materialauswahl aufgrund gegebener Beanspruchungen
Bei der Planung der Ortbetonwände sind viele Faktoren zu berücksichtigen, wie z. B. mögliche Belastungen durch Feuchtigkeit, Salze, Abrieb oder Hitze. Um die Bauteile optimal an die Bedingungen anzupassen, müssen die entsprechenden Druckfestigkeitsklassen (C 20/25), Konsistenzklassen (F2) und Expositionsklassen (XM1) definiert werden.
Sind Sichtbetonflächen gewünscht, bedarf es auch hier genauer Absprachen bezüglich der gewünschten Sichtbetongüte von SB 1 – geringe Anforderungen bis SB 4 – höchste Anforderungen. Zudem ist zu prüfen, ob Beschichtungen oder Imprägnierungen aufgetragen werden sollen, die den Sichtbetonflächen als Graffitischutz dienen.
Lastabtrag bei Ortbetonwänden
Der vertikale Lastabtrag erfolgt bei Wandkonstruktionen aus Ortbeton direkt. Bei Wandkonstruktionen aus Betonfertigteilen ist je nach Konstruktion der Lastabtrag über ein übergeordnetes Stützsystem realisiert oder kann ebenfalls direkt erfolgen.
Errichten eines Gebäudes aus stahlbewehrtem Ortbeton
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Bei Stahlbetonwänden übernimmt der Beton aufgrund seiner hohen Druckfestigkeit die Druckbelastung, die Bewehrung aus Stahlbetonmatten und -stäben nimmt aufgrund hoher Zugfestigkeit die Zugkräfte auf. Dadurch erreichen Stahlbetonwände eine extrem große Belastbarkeit. Eine weitere Bewehrungsmöglichkeit beim Herstellen von Ortbetonwänden ist der Einsatz von Stahlfasern. Stahlfaserbeton ist mit vergleichsweise geringem Arbeitsaufwand herstellbar, da er in einem Arbeitsgang entsteht. Ortbetonwände aus Stahlfaserbeton sind auf Druck, Zug und Biegung belastbar.
Ortbetonwände im Wärmedämmverbundsystem
Da Beton aufgrund seiner sehr hohen Dichte auch eine hohe Wärmeleitfähigkeit besitzt, ist seine Wärmedämmwirkung sehr gering. Sollen Ortbetonwände ausgeführt als Stahlbeton oder Stahlfaserbeton die Außenwände für Gebäude nach Energiestandards (z. B. KfW-Energieeffizienzhaus 40, 40 plus, 55) bilden, sind sie im Wärmedämmverbundsystem mit Dämmungen aus Polystyrol-Hartschaum, Mineralwolle, Mineralschaum oder Holzfaserdämmstoffplatten zu errichten. Dabei richtet sich die notwendige Dicke der Dämmschicht nach dem zu erreichenden Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) der Wand und nach dem gewählten Material. Im Kellerbereich werden die Ortbetonwände aus Stahlbeton/Stahlfaserbeton zum Erreichen gewünschter Energiestandards (z. B. Standardhaus EnEV oder KfW-Effizienzhaus 70) mit Perimeterdämmung aus Schaumglas oder XPS (Extrudierter Polystyrolschaum) versehen, die trotz der hohen Druckbelastung formstabil bleiben. Betonwände und Brandschutz
Beton ist ein idealer Baustoff, wenn es um den Brandschutz geht. Er ist laut DIN 4102-4 als nicht brennbar klassifiziert. Positiv ist zu werten, dass Betonkonstruktionen im Brandfall keine toxischen Gase oder Rauch sowie keine brennbaren Teilchen abgegeben, die den Brand beschleunigen könnten. Durch seine sehr hohe Wärmespeicherkapazität, ist der Durchwärmungswiderstand ebenfalls sehr hoch, was zur Folge hat, dass der Beton Hitze abschirmt, wodurch die Temperatur in Ortbetonwänden bzw. -decken nur sehr gering ansteigt und Betonelemente so als Brandschutzbarriere fungieren. Auch ist die Standsicherheit der Betonelemente im Brandfall gegeben, so dass sich Decken und Wände aus Beton zum Bau von Fluchtwegen in Gebäuden und Treppenhäusern bewährt haben. Nach Bränden können Beschädigungen an Ortbetonwänden oft einfach durch Spritzbeton ausgebessert werden.