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Bitumenschindel

Bitumenschindeln sind Dacheindeckungen, die aus einem Trägermaterial bestehen, das mit Bitumen beschichtet oder getränkt ist. Sie sind in verschiedenen Formen erhältlich und eignen sich für Dächer mit geringer Neigung und Traglast.

Was sind Bitumenschindeln?

Bitumenschindeln, auch Bitumendachschindeln genannt, werden zur Dacheindeckung vor allem von Gartenhäusern, Garagen oder Nebengebäuden verwendet. Sie bestehen aus einem Trägermaterial (z. B. Glasvlies), das mit Bitumen getränkt und beschichtet ist. Bitumen ist ein wasserabweisender Baustoff, der als Nebenprodukt bei der Destillation von Erdöl gewonnen wird.
Bitumenschindeln unterscheiden sich von Bitumen-Dachdichtungsbahnen dadurch, dass sie nicht als durchgehende Bahnen, sondern in der Form von Ziegeln verlegt werden. Je nach Hersteller sind verschiedene Schindelformen erhältlich, darunter Rechteck-, Biberschwanz- oder Dreieckschindeln.
Bitumenschindeln können auf unterschiedliche Arten verlegt werden, z. B.:
  • Genagelte Bitumenschindeln
    Genagelte Bitumenschindeln werden mit Nägeln oder Klammern auf einer biegesteifen Unterkonstruktion befestigt (z. B. aus Holz).
  • Selbstklebende Bitumenschindeln
    Selbstklebende Bitumenschindeln haben auf der Rückseite eine Klebeschicht, mit der die Schindeln verklebt werden können. Das ermöglicht eine schnelle Montage. Eine zusätzliche Befestigung durch Nägel ist oft sinnvoll oder erforderlich.
Bitumenschindeln werden oft genutzt, weil sie günstig, leicht, witterungsbeständig und einfach zu verlegen sind.
Bitumenschindeln werden oft genutzt, weil sie günstig, leicht, witterungsbeständig und einfach zu verlegen sind. Bild: © f:data GmbH

Anwendung von Bitumenschindeln

Bitumenschindeln kommen als Dacheindeckung für unterschiedliche Gebäudetypen zum Einsatz, z. B. bei Dächern mit geringer Dachneigung (etwa zwischen 15° und 60°) und außerdem bei:
  • Gebäuden mit leichter Dachkonstruktion wie:
    • Wohnhäuser (vorwiegend in Skandinavien oder Amerika),
    • Gartenhäuser,
    • Pavillons,
    • Neben- und Anbauten oder
    • Ferienhäuser.
    • Garagen oder
    • Carports.
  • Dächern mit komplexen Formen:
    • Die Flexibilität der Schindeln macht das Eindecken komplexer Dachformen möglich.

Eigenschaften von Bitumenschindeln

Durch viele ihrer Eigenschaften werden Bitumenschindeln oft und gern für Dacheindeckungen genutzt, z. B. sind sie:
  • Witterungsbeständig
    Im Gegensatz zu Dachziegeln aus Ton sind Bitumenschindeln bruchfest und widerstandsfähiger gegen Sturm und Hagel.
  • UV-beständig
    Eine mineralische Bestreuung oder Acrylharzversiegelung schützt die Schindeln vor schädlicher Sonneneinstrahlung und verlängert deren Lebensdauer.
  • Sehr leicht
    Im Vergleich zu Dachziegeln aus Ton oder Betondachsteinen haben Bitumenschindeln ein geringes Gewicht. Sie eignen sich dadurch auch für Dächer mit geringer Traglast.
  • Kostengünstig
    Bitumenschindeln zählen zu den kostengünstigen Dacheindeckungen.
  • Langlebig
    Je nach Hersteller und Qualität können Bitumenschindeln eine Lebensdauer von bis zu 35 Jahren erreichen.
  • Einfach zu warten und zu sanieren
    Durch die einfache Verlegung lassen sich Bitumenschindeln gut warten und bei Bedarf austauschen.

Herstellung von Bitumenschindeln

Bitumenschindeln werden in einem mehrstufigen Verfahren hergestellt. Die Basis bildet ein Trägermaterial wie Glasvlies, Polyester oder Zellulosefasern. Dieses wird in Bitumen getränkt oder beschichtet. Dabei werden Zusatzstoffe beigemischt, um die Eigenschaften der Schindeln zu optimieren. In einigen Fällen erfolgt zusätzlich eine Versiegelung (z. B. mit Acrylharz), um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.
Für zusätzlichen Schutz wird die Oberfläche der Schindeln oft mit mineralischem Granulat bestreut. Diese Beschichtung sorgt nicht nur für eine längere Haltbarkeit, sondern schützt die Schindeln auch vor UV-Strahlung und Witterungseinflüssen. Um eine gleichmäßige Verteilung und Verdichtung der Bitumenmischung zu gewährleisten, werden die Schindeln durch eine Presse geführt. Abschließend werden sie in die gewünschte Form und Größe geschnitten, sodass verschiedene Varianten wie Rechteck-, Biberschwanz- oder Dreieckschindeln entstehen.

Bitumenschindel vs. Dachziegel

Ob Bitumenschindel oder Dachziegel besser als Dacheindeckung geeignet sind, lässt sich anhand der wichtigsten Eigenschaften beurteilen, vor allem in Bezug auf:
  • Material,
  • Verarbeitung und
  • Funktionalität.
BitumenschindelDachziegel
  • bestehen aus mit Bitumen getränkter Trägerlage (z. B. aus Glasvlies)
  • bestehen aus gebranntem Ton
  • geringes Gewicht; für weniger tragfähige Unterbauten geeignet
  • hohes Gewicht; stabiler Unterbau ist notwendig
  • einfache Verlegung
  • anspruchsvolle Verlegung
  • kurze Montagezeit
  • hohe Montagezeit
  • stabil
  • bruchanfällig
  • günstiger als Dachziegel
  • teurer als Bitumenschindel
  • brennbar
  • nicht brennbar
  • Lebensdauer bis zu 35 Jahren
  • Lebensdauer bis zu 50 Jahren und mehr

Vorschriften und Normen für Bitumenschindeln

Bitumenschindeln gibt es in verschiedenen Ausführungen.
Welche für das jeweilige Dach am besten geeignet sind, ist abhängig von individuellen Anforderungen, wie z. B.:
  • Dachneigung,
  • Beanspruchung und
  • Gestaltung.
Eine sachgemäße Verlegung ist wichtig für Sicherheit und Haltbarkeit des Daches. In Deutschland sind die Dachdecker-Fachregeln zu beachten.
Darin beschrieben werden u. a. Vorgaben zu:
  • Verarbeitung,
  • Unterkonstruktion,
  • Befestigung und
  • Überdeckung der Ziegel.
Relevante Normen im Zusammenhang mit Bitumenschindeln sind u. a.:
  • DIN EN 544: Bitumenschindeln mit mineralhaltiger Einlage und / oder Kunststoffeinlage – Produktspezifikation und Prüfverfahren.
  • DIN 18338: VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Dachdeckungsarbeiten.
Daria Kern
Ein Artikel von
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Region Preisangaben netto (ohne USt.) für Region: Landsberg am Lech

Aktuelle Normen und Richtlinien zu "Bitumenschindel"

Ausgabe 2011-09
Diese Norm legt die Eigenschaften, Leistungsmerkmale und Prüfverfahren für fertige Bitumenschindeln vor der Verlegung auf dem Dach fest. Ferner enthält sie Regeln für die Kennzeichnung und die Beschriftung sowie einen Abschnitt zur Konformitätsbewert...
- DIN-Norm im Originaltext -
DIN-Norm
Ausgabe 2019-09
Diese Norm legt die allgemeinen Vertragsbedingungen fest, die für Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten bezüglich der Baustoffe, der Ausführung, der Haupt- und der Nebenleistungen sowie der Abrechnung gelten.Diese Norm gilt für Dachdeckungen eins...
- DIN-Norm im Originaltext -
DIN-Norm
Ausgabe 2018-07
Diese Vornorm enthält Festlegungen zur Anwendung und Entwicklung direkter und erweiterter Anwendungsregeln für Bedachungen, um Bedachungen in Bezug auf deren Brandverhalten zur Unterstützung nationaler bauaufsichtlicher Verwendbarkeitsnachweise zu be...
- DIN-Norm im Originaltext -
DIN-Norm
Ausgabe 2010-07
Diese Norm legt die technischen Eigenschaften von fertig gestellten Bitumen-Wellplatten bei Verlassen des Werks sowie die für sie geltenden Prüf- und Überwachungsverfahren fest.Diese Norm wurde vom Technischen Komitee CEN/TC 128 "Dacheindeckungsprodu...
- DIN-Norm im Originaltext -
DIN-Norm
Auszug im Originaltext aus DIN EN 544 (2011-09)
... ...
- DIN-Norm im Originaltext -
DIN-Norm
Auszug im Originaltext aus DIN EN 544 (2011-09)
4.1.1 Bitumenmasse Bei Bestimmung nach 6.2 muss die Bitumenmasse bei Schindeln mit einlagigem Aufbau mindestens 1300 g/m² und bei Schindeln mit mehrlagigem Aufbau mindestens 1500 g/m² betragen.4.1.2 Oberflächenschutz Die Oberflächenschutzschicht muss...
- DIN-Norm im Originaltext -
DIN-Norm
Auszug im Originaltext aus DIN EN 544 (2011-09)
4.4.1 Wasseraufnahme Gemessen unter den in 6.4.3 beschriebenen Prüfbedingungen muss die Massezunahme für jeden Probekörper unter 2% liegen.4.4.2 Widerstand gegen UV-Strahlung Bestimmt unter den in 6.4.4 beschriebenen Prüfbedingungen darf keine Schupp...
- DIN-Norm im Originaltext -
DIN-Norm
Auszug im Originaltext aus DIN EN 544 (2011-09)
5.1 Allgemeines 5.1.1 Zuschneiden der Probekörper Die Probekörper sind aus verschiedenen Schindeln, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden, zu entnehmen.Die Probekörper werden mit Hilfe eines Schneidwerkzeuges oder eines Locheisens zugeschnitt...
- DIN-Norm im Originaltext -
DIN-Norm
Auszug im Originaltext aus DIN EN 544 (2011-09)
6.5.1 Brandverhalten Das Brandverhalten von Bitumenschindeln ist nach EN 13501-1 zu prüfen und zu klassifizieren. Sofern durch ein bestimmtes Prüfverfahren gefordert, sind die Produkte so in die Prüfeinrichtung einzubauen und zu befestigen, wie es fü...
- DIN-Norm im Originaltext -
DIN-Norm
Auszug im Originaltext aus DIN EN 544 (2011-09)
4.3.1 Zugfestigkeit Gemessen unter den in 6.4.1 beschriebenen Prüfbedingungen muss die Zugfestigkeit mindestens den Werten der Tabelle 1 entsprechen: ... 4.3.2 Nagelschaft-Weiterreißwiderstand Gemessen unter den in 6.4.2 beschriebenen Prüfbedingungen...
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DIN-Norm
Auszug im Originaltext aus DIN EN 544 (2011-09)
4.2.1 Formen Die Gesamtmaße — mit Ausnahme der Ausrichtschürzen und Einkerbungen — müssen bei Bestimmung nach 6.3 wie folgt sein: Breite W: höchstens 1200 mm;, Höhe H: mindestens 250 mm., Die vom Hersteller angegebenen und nach 6.3.2...
- DIN-Norm im Originaltext -
DIN-Norm
Auszug im Originaltext aus DIN EN 544 (2011-09)
4.5.1 Brandverhalten Diese Eigenschaft ist anzugeben, wenn sie gesetzlichen Bestimmungen unterliegt. Sie darf aber auch in anderen Fällen angegeben werden. Falls gefordert, ist das Brandverhalten von Bitumenschindeln nach 6.5.1 zu beurteilen.Das Bran...
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Auszug im Originaltext aus DIN EN 544 (2011-09)
6.3.1 Prüfausrüstung Mit der Prüfausrüstung muss ein Ergebnis mit einer Genauigkeit von mindestens ± 0,5 mm erzielt werden können.6.3.2 Breitenprüfung 6.3.2.1 DurchführungEs sind die Breiten W1 und W2 (siehe Bild 4) zu messen.6.3.2.2 Angabe der Ergeb...
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DIN-Norm
Auszug im Originaltext aus DIN EN 544 (2011-09)
6.2.1 Prüfbedingungen Temperatur: (23 ± 2) °C;, relative Luftfeuchte: (50 ± 20) %;, Vorbehandlung der Probekörper: mindestens 2 h. 6.2.2 Prüfausrüstung Soxhlet-Extraktor oder Ähnliches; Waage mit einer Fehlergrenze von ± 0,01 g;, ...
- DIN-Norm im Originaltext -
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Deckung der Traufen, passend zur Deckung mit Bitumenschindeln....
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