Was sind Holzwerkstoffplatten?
Holzwerkstoffplatten sind Platten aus Holzwerkstoffen, wobei es keine scharfe Abgrenzung des Begriffes „Holzwerkstoff“ gibt. Grundlegend kann er als Sammelbegriff für zerkleinertes und unter Beigabe von Bindemitteln wieder zusammengefügtes Holz angesehen werden. Aus Schnittware hergestelltes Brettschichtholz wird aber z. B. nicht als Holzwerkstoff angesehen, obwohl die vorgenannte Definition auch hier zutreffend ist. In der DIN 1052 Holzbauwerke, Abschnitt 3 (Begriffe) werden eine Reihe von Holzwerkstoffen aufgeführt:
- Bau-Furniersperrholz nach DIN 68705 bzw. DIN EN 636 (Sperrholz)
- Flachpressplatten nach DIN 68763 bzw. DIN EN 312 (Spanplatten)
- Harte und mittelharte Holzfaserplatten nach DIN 68754 bzw. DIN EN 622 (MDF)
- Oriented Strand Board nach DIN EN 300 (OSB)
Die Variantenvielfalt der Holzwerkstoffe und somit auch die Verschiedenheit der zugrunde liegenden Fertigungsverfahren ist hoch. Die etabliertesten Verfahren verpressen zerkleinerte Holzteile unter Druck, wobei die Holzschichten, Furniere, Lagen, Streifen, Stäbe oder Späne mit Klebstoff (Kunstharzen) oder mineralischen Bindemitteln (z. B. Zement) verklebt oder mit mechanischen Verbindungen miteinander verbunden werden.
Wo werden Holzwerkstoffplatten verwendet?
Zum Einsatz kommen Holzwerkstoffplatten je nach Typ beim Trockenbau, bei Innen- oder Außenwänden, als Stützen-, Balken-, Decken- und Dachschrägenbekleidung oder als Trockenestriche und Fußböden. Je nach Platteneigenschaften und Konstruktion werden Holzwerkstoffplatten für nicht tragende, aussteifende oder auch tragende Bauteile genutzt. OSB-Platten hier im Einsatz beim Baugrubenverbau.
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Eigenschaften von Holzwerkstoffplatten
Mit der Größe und Form der Holzpartikel ändern sich die Eigenschaften der Holzwerkstoffe. Durch das Zerkleinern und erneute Zusammenfügen der unterschiedlich großen Holzteilchen werden die Eigenschaften des Holzes, die in Abhängigkeit von der Faserrichtung bestehen, sowie das Quell- und Schwundverhalten des Holzes bei Feuchtigkeit oder Trockenheit verändert. So gibt es z. B. fungizid-resistente oder feuchtigkeitsbeständige Platten.
Die Vorteile der Holzwerkstoffplatten im Vergleich zu Vollholz sind:
- sehr große und variable Abmessungen
- hohe Dimensionsstabilität
- geringere Streuung der Festigkeitseigenschaften durch eine Homogenisierung des Herstellungsprozesses
- Verwendung von Industrie- und Restholz als Rohstoffe für den Herstellungsprozess
- teilweise hohe Oberflächengüte (produktabhängig)
Arten von Holzwerkstoffplatten
Furnierwerkstoffe
Sie basieren auf dünnen Schälfurnieren von Furnierholz aus Nadel- und Laubbäumen. Bei Möbeln, Innenausbau, Treppen, Einbauschränken oder Laderaum-Böden bei Transportern kommen sie oft zum Einsatz. Dazu gehören z. B.: - Furnierschichtholzplatten
- Furniersperrholz
- Biegesperrholz
Holzfaserwerkstoffe
Sie basieren auf Fasern von Holzabfall-Produkten und aus faserhaltigen Pflanzen wie beispielsweise Raps und Flachs. Sie werden häufig für Küchenmöbel, Türen und Laminat verwendet. Dazu gehören z. B.: - MDF-Platte (Mitteldichte Faserplatte)
- ULDF-Platte (Ultraleichte Faserplatte)
- HDF-Platte (Hochdichte Faserplatte)
Holzspanwerkstoffe
Sie basieren auf Holzspänen, Kunstharzleim und Additiven. Sie werden unter Druck und Wärme aus Voll- und Sägerestholz von Laub- und Nadelhölzern hergestellt. In unterschiedlichen Anwendungsgebieten werden sie weltweit am häufigsten eingesetzt, beispielsweise im Möbel- und Innenausbau. Außerdem werden sie oft für Verpackungen, Kisten und im Messebau verwendet. Dazu gehören z. B.:
- Spanplatten
- OSB-Platten (Grobspanplatte)
- Spanstreifenholz
Verbundwerkstoffe
Sie bestehen aus unterschiedlichen Holzelementen und weiteren Materialien wie u. a. Gips, Beton, Papier oder Kunststoffen. Die Art und Weise des Verbundes kann stark variieren. Dazu gehören z. B.: - Wood Plastic Composites (WPC, Gemisch meist aus Holzmehl, Kunststoffen und Additiven)
- Linoleum (Mischung aus Holzmehl und verschiedenen Füll- und Bindemitteln)
- Leichtbauplatten (Papierwabenplatten)
Der Experten-Tipp
Ingenieur Philipp Danz ist seit 2015 ständiges Mitglied der ProcessNet-Fachgruppe „Abfallbehandlung und Wertstoffrückgewinnung“ (FGr AuW):
„Dem umweltschonenden Aspekt der Industrie- und Restholznutzung bei Holzwerkstoffplatten stehen die negativen Umwelteinflüsse der verwendeten Bindemittel entgegen. Abhängig vom Material gestaltet sich die Entsorgung von Holzwerkstoffplatten ggf. teuer, da sie entsprechenden Altholzkategorien zugeordnet werden müssen.“ Herzlichen Dank an Dipl.-Ing. Philipp Danz, von b&d Energie- und Umwelttechnik GmbH in Weimar für die fachliche Unterstützung bei diesem Artikel auf bauprofessor.de.