Unter Jahresabschlussanalyse wird die kritische Beurteilung und wirtschaftliche Auswertung des Jahresabschlusses eines Unternehmens verstanden. Daran sind sowohl die Geschäftsführung (interne Personen) als auch Personen außerhalb des Unternehmens (Anteilseigner, Kreditgeber, Kunden, Lieferanten, Gewerkschaft) interessiert.
Für kleine Bauunternehmen und Bauhandwerker ist der Jahresabschluss oft das einzige, zusammengestellte Zahlenwerk. In diesen Fällen wird die Jahresabschlussanalyse als Steuerungsinstrument dienen. Aber auch mittlere und große Bauunternehmen betreiben eine umfassende Jahresabschlussanalyse, um vorrangig den externen Personen den Jahresabschluss transparenter zu machen. Einen Überblick zu den Grundzügen einer Jahresabschlussanalyse liefert die Übersicht am Ende des Artikels.
Grundlage bilden die Dokumente des Jahresabschlusses sowie weitere Rahmeninformationen, wie Betriebsgröße, Rechtsform, Zahl der Beschäftigten u. a. Sie müssen systematisch aufbereitet werden, um als Ziele die gegenwärtige Situation und künftige Entwicklung des Unternehmens real einschätzen und treffsicher vorhersagen zu können.
Die Analyse wird zunächst durch das Unternehmen selbst, weiterhin aber auch von externen Analytikern (z. B. Banken in Verbindung mit dem Rating nach Basel II) durchgeführt. Die Analyse kann statisch und dynamisch angelegt werden. Die statische Betrachtung bezieht sich nur auf die Zahlenaussagen eines Jahresabschlusses. Bei der dynamischen Analyse werden mehrere, mindestens 2 aufeinanderfolgende Jahresabschlüsse einbezogen.
Die Analyse sollte den Vergleich der gewonnenen Informationen einschließen. Dazu gehören Betriebsvergleich mit ähnlich strukturierten Bauunternehmen oder solchen mit gleicher Leistungssparte (z. B. Hochbau, Straßenbau u. a.) sowie der Branchenvergleich (im Rahmen z. B. des Bauhauptgewerbes oder des Ausbaugewerbes). Die Aussagen einer Jahresabschlussanalyse sind begrenzt. Beispielsweise liegt der Bilanz das Ende des Geschäftsjahres zugrunde, kurz nach dem Bilanzstichtag kann schon eine wesentlich abweichende Situation z. B. bei der Liquidität, zur Ertragslage vorliegen. Auch lassen sich keine qualitativen Beurteilungen ableiten, z. B. zur Marktposition, Qualität der Geschäftsführung, Motivation der Mitarbeiter u. a. Aus diesen Grenzen darf aber nicht geschlossen werden, dass eine Jahresabschlussanalyse sinnlos sei. Im Gegenteil, sie liefert Informationen, die wertvoll sind, aber durch weitere Betrachtungen und Analysen hinterfragt und unterlegt werden sollten. Die Beurteilung eines Unternehmens auf Basis einer Jahresabschlussanalyse gewinnt immer mehr an Bedeutung, besonders in Verbindung mit Beurteilungen von Kreditrisiken. Vorteilhaft auf verschiedene Kennzahlen werden sich die neuen Gestaltungsmöglichkeiten im Jahresabschluss auf Grundlage des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG vom 25.05.2009) auswirken, die als Änderungen im Handelsgesetzbuch (HGB) erstmals für das Geschäftsjahr 2010 anzuwenden sind. Die Änderungen erhöhen die Bedeutung des handelsrechtlichen Jahresabschlusses, folglich auch die aus der Jahresabschlussanalyse gewinnbaren Aussagen. Es wird auch besser möglich, die Eigenkapitalbasis mittels Bilanzpolitik positiver beeinflussen zu können.
Übersicht: Grundzüge der Jahresabschlussanalyse
Einen Überblick zu den Grundzügen einer Jahresabschlussanalyse liefert die Übersicht: