Ein Ringanker ist ein umlaufendes, geschlossenes Bauteil, das mehrere Wände in der oberen, horizontalen Ebene eines Gebäudes sicher miteinander verbindet und Zugkräfte verteilt.
Was ist ein Ringanker?
Ein Ringanker ist ein geschlossenes, umlaufendes Bauteil, das horizontal in der Wandebene eines Gebäudes verläuft. Im Querschnitt kann er entweder ringförmig oder rechteckig sein, abhängig vom Grundriss des Bauwerks. Früher dienten Ringanker nur Kuppeln und Gewölben. Heute stabilisieren sie auch rechteckige Gebäude mit speziellen Dachlastanforderungen. Die Ringanker sind dort entsprechend nicht mehr rund, sondern eckig.
Ringanker bestehen in der Regel aus:
Eisen und selten auch aus Holz.
Der Ringanker findet vor allem im Mauerwerksbau Anwendung und wird weit oben am Ende der Wand horizontal eingebaut. Er muss in jedem Fall durchgehend eingebaut werden und Unterbrechungen müssen auf andere Bauteile abgeleitet werden.

Ein Ringanker ist ein horizontales Stahlbetonbauteil, das oft oben auf dem Mauerwerk verläuft. Es sorgt dafür, dass sich das Mauerwerk nicht verzieht oder aufreißt.
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Funktionen eines Ringankers
Verteilung von Lasten
Ringanker verteilen horizontale und vertikale Lasten gleichmäßig auf die Wände. In erdbebengefährdeten Gebieten erhöhen Ringanker die Widerstandsfähigkeit des Gebäudes gegen horizontale Kräfte.
Aufnehmen von Zugkräften
Ringanker nehmen Zugkräfte in der Wand auf. Diese können durch Horizontallasten (z. B. Wind) oder Verformungen (z. B. Kriechen oder Schwinden von Beton) entstehen.
Stabilität Ringanker verbinden einzelne Wände umlaufend miteinander und verhindern so deren Auseinanderdriften. Zudem werden die Wände durch einen Ringanker in sich stabilisiert, z. B. bei vielen Öffnungen für Fenster und Türen. Vermeidung von Rissen in der Wand
Ringanker reduzieren Spannungen in der Wand und beugen so Risse vor.
Aufnahme von Dachlasten
Besonders bei Dächern mit großen Spannweiten sorgen Ringanker für eine gleichmäßige Lastabtragung. Sie werden am oberen Abschluss der Wand eingebaut und dienen als stabile Basis für das oberste Geschoss, den Dachstuhl und die gesamte Dachkonstruktion.
Normen und Vorschriften für Ringanker
In Deutschland gelten verschiedene Normen und Vorschriften für Ringanker, die ihre Planung, Bemessung und Ausführung regeln, z. B.:
Seit der Ablösung der DIN 1053-1 gilt nun der Eurocode 6 mit nationalem Anhang (NA) = DIN EN 1996-1-1 für die Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten. Zur Bemessung, Bewehrung und Betongüte kann die DIN EN 1992-1-1 herangezogen werden, wenn der Ringanker aus Stahlbeton besteht. Abhängig vom Bundesland können weitere Vorschriften in den Landesbauordnungen (LBO) gelten, z. B. bei statischer Nachweisführung.

Ringanker werden oft in einer U‑Schale aus Beton gebaut, in die Bewehrung gelegt wird. Anschließend wird die U‑Schale mit Beton ausgegossen.
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Ringanker vs. Ringbalken
Der Unterschied zwischen Ringanker und Ringbalken liegt vor allem in ihrer Funktion und Belastung.
Ein Ringanker nimmt vor allem Zugkräfte entlang seiner Achse auf. Er verhindert, dass Wände auseinanderdriften, und dient zur Aussteifung des Gebäudes. Er besteht in der Regel aus Stahlbeton und liegt oft unter der Dachkonstruktion. Dagegen ist ein Ringbalken ein tragendes Bauteil, das zusätzlich noch Quer- und Druckkräfte aufnehmen kann. Er verteilt Lasten von Dächern und Decken gleichmäßig auf darunterliegende Wände, trägt Druckkräfte und sorgt für Stabilität über Fenstern, Türen und in Zwischengeschossen.