Ein optimal auf alle Bedürfnisse zugeschnittenes Heiz- und Lüftungsverhalten dient einerseits dem Wohnklima und andererseits der Bausubstanz. Automatische Belüftungsanlagen sorgen für eine sogenannte „kontrollierte Wohnraumlüftung“.
Grundsätzlich sorgt eine kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) für ein gutes Raumklima. Die automatische Lüftung reguliert die relative Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen und transportiert sowohl schlechte Gerüche als auch potenzielle Schadstoffe ab. Die Umsetzung der kontrollierten Wohnraumlüftung kann generell über zwei Systeme erfolgen – die zentrale oder dezentrale Wohnraumlüftung. Bei beiden Varianten wird Frischluft von außen nach innen zugeführt, während die verbrauchte Abluft nach draußen befördert wird. In der Regel wird bei beiden Lüftungssystemen mit Ventilatoren gearbeitet.
Unterschieden wird weiterhin zwischen Zuluftanlagen und Abluftanlagen, wobei auch Kombinationen möglich sind. Einige Anlagen greifen dabei optional auf die Wärme aus der Abluft zurück, um die einströmende Frischluft zu erwärmen. Die damit verbundene Wärmerückgewinnung hilft dann bei der Energieeinsparung, denn es geht weniger Wärme verloren bzw. muss weniger geheizt werden. Moderne Lüftungsanlagen können in den warmen Sommermonaten aber auch kühlen, sofern sie über einen sogenannten „Sommerbypass“ verfügen. Dieser hat die Aufgabe der passiven Kühlung – also nicht vergleichbar mit einer Klimaanlage.

Wartungsarbeiten an einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung - Reinigung und turnusmäßiger Tausch der Luftfilter
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Gesetzliche Vorgaben für Lüftungsanlagen
Für den Neubau von Häusern und Wohnungen gelten in Bezug auf Energieeinsparungen und Effizienz strengere Vorschriften. Während Bestandsbauten noch durchschnittlich mehr als 200 kWh/qm Jahresenergiebedarf vorweisen, verbrauchen Neubauten heute weniger als ein Drittel davon. Dies vor dem Hintergrund, dass sich der Jahresenergiebedarf aus der Heizenergie zusammensetzt, die unter Berücksichtigung der Verluste durch Lüftung und Transmission bereitgestellt werden muss. Gemäß § 13 Gebäudeenergiegesetz (GEG) vom 8. August 2020 muss die Hülle eines Neubaus „dauerhaft luftundurchlässig nach den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet“ sein. Die natürliche Lüftung über Undichtigkeiten im Bereich von Fenstern und Türen wird bei Neubauten also ausgeschlossen. Deshalb muss der für den Bautenschutz und die Gesundheit erforderliche Luftwechsel auf eine andere Weise sichergestellt werden. Nachgewiesen werden kann dies durch die Errichtung eines Lüftungskonzeptes nach DIN 1946-6. Aber auch Eigentümer von Bestandsbauten müssen für eine Sanierung mit Fensteraustausch und anderen Abdichtungsarbeiten ein Lüftungskonzept vorlegen. Kontrollierte Wohnraumlüftung gegen Feuchtigkeitsschäden
Eine unzureichende oder nicht vorhandene Wohnraumlüftung kann nicht nur die Luftqualität in Innenräumen beeinträchtigen, sondern auch zu Schäden an der Bausubstanz führen. In einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt werden durch Duschen, Kochen, Wäschetrocknen und andere normale hauswirtschaftliche Tätigkeiten bis zu 15 Liter Wasser bzw. Wasserdampf an die Raumluft abgegeben. Dieser Wasserdampf kann ohne Be- und Entlüftung an kalten Wänden oder Oberflächen kondensieren und auf Dauer zur Schimmelbildung führen.
Vorteile einer kontrollierten Wohnraumlüftung
Durch eine Lüftungsanlage kann der Mindestluftwechsel in Innenräumen gewährleistet werden. Dabei werden auch unangenehme Gerüche aus Bad, WC und Küche zuverlässig aus dem Gebäude abtransportiert. Durch die Lüftungsanlage ist es deutlich seltener nötig, die Fenster zu öffnen, sodass auch weniger Straßenlärm oder Zugluft wahrzunehmen ist. Allergiker profitieren von einer Lüftungsanlage, weil dank verschiedener Filtermethoden weniger Pollen und andere Allergene in die Innenräume gelangen. Durch den kontinuierlichen Austausch der verbrauchten Luft mit hoher Luftfeuchtigkeit gegen frische Luft mit geringerer Luftfeuchtigkeit wird Schimmelbildung vermieden und die Bausubstanz vor Feuchteschäden geschützt. Weiterer Nebeneffekt: Dadurch, dass die Fenster weniger zum Lüften geöffnet werden, reduziert sich auch das Einbruchsrisiko.
Umsetzung der Wohnraumlüftung
Wie bereits erwähnt, wird bei kontrollierten Wohnraumlüftungen zwischen zentralen und dezentralen Anlagen unterschieden.
Zentrale Wohnraumlüftung
Bei einer zentralen Lüftungsanlage versorgt ein einziges Gerät jeden einzelnen Raum separat und individuell mit Frischluft. Da das Lüftungsgerät ein komplettes Gebäude versorgt, müssen die erforderlichen Luftmengen für jeden einzelnen Raum vorab berechnet und per Ventil eingeregelt werden. Am Lüftungsgerät selbst wird nur die Luftmenge eingestellt, während Nutzer später über eine Steuereinheit die einzelnen Lüftungsstufen frei wählen können. Über Filter an der Außenluftseite und Abluftseite kann das Eindringen von Schmutz und Pollen verhindert werden. Verfügt die zentrale Wohnraumlüftung über einen Sommerbypass, so kann dadurch in warmen Nächten der Wärmetauscher umgangen werden, sodass frische und kühle Nachtluft in die Innenräume geleitet wird.

Grafische Darstellung einer zentralen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung in einem Einfamilienhaus
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Installiert wird ein zentrales Lüftungsgerät in der Decke oder der Wand, während ein angeschlossenes Verteilsystem die Luft verteilt. Das Luftverteilsystem kann in Fußböden oder Decken verborgen eingebaut werden und saugt die verbrauchte Luft aus Ablufträumen wie Bad, WC oder Küche ab und führt frische Luft von außen in Zulufträume wie Schlafzimmer, Wohnzimmer und Kinderzimmer zu. Zentrale Wohnraumlüftungen werden deshalb überwiegend in Neubauten verwendet und erfordern eine detaillierte Planung. Möglich ist auch ein Einbau im Altbau, bspw. im Zuge einer Modernisierung innerhalb einer abgehängten Decke. Die Vorteile einer zentralen Wohnraumlüftung machen sich insbesondere beim Betrieb bemerkbar. Die Systeme sind in Bezug auf Luftgeräusche sehr leise, sofern alle Komponenten der Anlage optimal aufeinander abgestimmt sind. Es ist möglich, die einzelnen Luftleitungen zusätzlich mit Schalldämpfern auszustatten. Zudem ist die Wartung zentraler Anlagen unkompliziert.
Dezentrale Wohnraumlüftung
Im Gegensatz zur zentralen Wohnraumlüftung kann ein dezentrales System gezielt in einzelne Räume integriert werden, weshalb sich die Systeme insbesondere auch für einen nachträglichen Einbau in Bestands- und Altbauten anbieten. Häufig wird ein solches System für Räume mit einem Feuchtigkeitsproblem verwendet. Bei Mehrfamilienhäusern oder Häusern mit Einliegerwohnungen ist eine dezentrale Wohnraumlüftung auch beim Neubau interessant.

Grafische Darstellung einer dezentralen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung in einem Einfamilienhaus
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Der Vorteil dezentraler Lüftungen ist ihre unkomplizierte Installation und der Wegfall umfangreicher Planungsarbeiten. Bei dezentralen Wohnraumlüftungen ist ein Luftverteilsystem nicht erforderlich, da die Geräte nach einer Kernbohrung direkt im entstandenen Betriebsraum in der Außenwand installiert werden. Aus diesen Gründen gelten dezentrale Wohnraumlüftungen im Vergleich zu zentralen Systemen auch in der Anschaffung als kostengünstiger. Darüber hinaus sind dezentrale Lüftungen einfach zu reinigen und auch die Filter lassen sich verhältnismäßig leicht wechseln. Allerdings müssen bei dezentralen Wohnraumlüftungen die Systeme genau auf den jeweiligen Raum bzw. das Objekt angepasst werden. Dezentrale Lüftungsanlagen können ebenfalls mit einem Wärmetauscher ausgestattet werden, um der Abluft Wärme zu entziehen und diese der Frischluft zuzufügen. Diese Wärmerückgewinnung kann die Heizkosten senken und die Umwelt entlasten.
Potenzielle Nachteile einer kontrollierten Wohnraumlüftung
Der wohl größte Vorteil einer kontrollierten Wohnraumlüftung kann sich unter Umständen in einen Nachteil verkehren – die Regulierung der Luftfeuchtigkeit.
Ist die relative Luftfeuchtigkeit in einem Wohnraum zu hoch, besteht die Möglichkeit, dass sie sich auf kalten Wänden niederschlägt und dort die Bildung von Schimmel begünstigt. Zudem wird das Raumklima bei zu hoher Luftfeuchtigkeit als „stickig“ wahrgenommen. Durch die kontrollierte Wohnraumlüftung kann die Luftfeuchtigkeit durch Abtransport der verbrauchten Luft mit hoher Luftfeuchtigkeit und Zuführung frischer Zuluft mit geringerer Luftfeuchtigkeit von draußen reguliert werden. Allerdings kann das wiederum dazu führen, dass das Wohnklima zu „trocken“ wird.
Diese Gefahr besteht besonders in den Wintermonaten, da die zugeführte Luft dann eine sehr geringe Luftfeuchtigkeit besitzt (je kälter die Luft, umso geringer die Luftfeuchtigkeit). Unter Umständen führt das bei den Menschen in den Gebäuden zu Reizungen der Atemwege. Um dem zu begegnen, werden separate Luftbefeuchter angeboten oder kontrollierte Wohnraumbelüftungsanlagen bereits mit integrierten Luftbefeuchtern versehen. Die Luftbefeuchter erfordern allerdings einen weiteren Wartungsaufwand. Sie müssen regelmäßig ausgewechselt werden, damit sich keine gesundheitsschädlichen Keime bilden können, die dann über die Leitungen der Lüftungsanlage im gesamten Haus verteilt würden. Die vom Hersteller empfohlenen Austauschintervalle sind also unbedingt einzuhalten.
Nachteilig für die Bewohner kann sich auch der Geräuschpegel auswirken, der durch die Ventilatoren in den kontrollierten Lüftungsanlagen verursacht wird.
Kosten der kontrollierten Wohnraumlüftung
Kontrollierte Wohnraumlüftungen kosten je nach Variante, Umfang und Aufbau meist mehrere Tausend Euro. Insbesondere zentrale Lüftungsanlagen stellen einen nicht unerheblichen Kostenfaktor dar, da diese Anlagen für ein komplettes Gebäude ausgelegt sind. Es muss also zwischen den Kosten für die Installation in einem Neubau und der Nachrüstung im Bestandsgebäude unterschieden werden. Wird bei einem vorhandenen Gebäude eine kontrollierte Wohnraumbelüftung nachgerüstet, bedeutet das, dass Planungsarbeiten, das Aufstemmen von Wänden, das Durchführen von Kernbohrungen und der Einbau der Lüftungsanlage vorgenommen werden müssen.
Über den finanziellen Aufwand für die Anschaffung und den Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftung hinaus müssen die Kosten für die Instandhaltung und Wartung der Anlage einkalkuliert werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Lüftungsanlage über einen integrierten Luftbefeuchter verfügt, der regelmäßig überprüft und ausgetauscht werden muss.
Zudem müssen die Stromkosten mit in die Kalkulation einbezogen werden, die eine Lüftungsanlage – egal ob zentral oder dezentral – für den Betrieb ihrer Ventilatoren verbraucht.
Fördermöglichkeiten für eine Wohnraumlüftung
Der Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftung in Bestandsbauten kann durch die staatliche Wohnraumlüftungs-Förderung bezuschusst oder über ein zinsgünstiges Darlehen finanziert werden.
Förderungen gibt es für zentrale Abluftanlagen, wenn diese automatisch auf Luftfeuchte-, Kohlendioxid- oder Mischgaskonzentration im Haus reagieren. Aber auch zentrale und dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung oder Kompaktgeräte auf Wärmepumpenbasis sind förderfähig. Voraussetzung für die Förderung sind technisch hohe Anforderungen an die Dichtheit der Gebäudehülle, aber auch an die Effizienz der Lüftungsanlage, die vor allem mit der Effizienz des Ventilators und dem Grad der Wärmerückgewinnung korreliert.
Beim Neubau von oder bei ganzheitlichen Sanierungsvorhaben zum Effizienzhaus sind teils höhere Zuschüsse und Tilgungszuschüsse über die KfW-Programme 261, 262 und 461 erhältlich. Der erreichte Effizienzhaus-Standard ist ausschlaggebend für die Konditionen.