Bauwirtschaft/Volkswirtschaft

Bruttowertschöpfung im Baugewerbe

Zur Bruttowertschöpfung (BWS) zählen im Allgemeinen die in einem Wirtschaftsbereich erbrachten Produktionswerte abzüglich aller Vorleistungen, die von anderen Wirtschaftseinheiten bezogen und für die eigene Produktion verbraucht werden.
Die Bruttowertschöpfung lässt sich - ausgehend vom Bruttoproduktionswert im Baugewerbe ,wie auch der anderen Positionen jeweils ohne Umsatzsteuer - im Bauunternehmen wie folgt berechnen:
Bruttoproduktionswert (ohne Umsatzsteuer)
./.Verbrauch an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen
./.Einsatz von Handelsware
./.Kosten für Nachunternehmerleistungen, Fremdleistungen und Lohnarbeit
./.Kosten für sonstige industrielle und handwerkliche Leistungen
./.Mieten und Pachten
./.Sonstige Kosten (z. B. für Leistung und Verwaltung)
./.Sonstige indirekte Steuern abzüglich von Subventionen
=Bruttowertschöpfung (ohne Umsatzsteuer)
Werden zur Bruttowertschöpfung (ohne Umsatzsteuer) noch die an die Kunden in Rechnung gestellte Umsatzsteuer einbezogen und davon die abzugsfähige Umsatzteuer (= Vorsteuer, ohne von Käufen für Sachanlagen) abgezogen, stellt sich danach die "Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen" dar. Werden davon noch die indirekten Steuern (z.B. Kostensteuern) abgezogen, liegt die "Bruttowertschöpfung nach Faktorkosten" vor. Zu diesen Kennzahlen werden Aussagen vom Statistischen Bundesamt aus der jährlichen Kostenstrukturerhebung im Baugewerbe (als Stichprobenerhebung) in ca. 6.000 Unternehmen des Baugewerbes mit 20 und mehr Beschäftigten, die für ca. 15.000 und mehr Bauunternehmen repräsentativ sind, aufbereitet. Die Ergebnisse werden jährlich veröffentlicht und stehen kostenfrei zur Verfügung, zuletzt zum Jahr 2017 in Fachserie 4, Reihe 5.3 als "Kostenstruktur der Unternehmen im Baugewerbe" vom 28. Juni 2019 (Quelle: destatis).
Vereinfacht kann die Bruttowertschöpfung (ohne Umsatzsteuer) aus der jährlichen Gesamtbauleistung abzüglich des Materialeinsatzes und von Leistungen der Nachunternehmer abgeleitet werden, beispielsweise aus den Kennzahlen der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) für das Geschäftsjahr. Einzubeziehen sind auch die auf Arbeitsgemeinschaften (Bau- ARGEn) entfallenden Anteile. Betriebliche Aussagen werden erheblich mit durch die Beteiligungen bzw. Aktivitäten von Bauunternehmen in ARGEn mitbestimmt.
In den letzten Jahren trug das Baugewerbe in stärkerem Maße zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung bei, jedoch mit unterschiedlich hohen Anteilen in den einzelnen Bundesländern. Die Bruttowertschöpfung je Beschäftigten ist noch unterschiedlich hoch zwischen West- und Ostdeutschland einerseits sowie auch zwischen den einzelnen Bundesländern.
Die Aussagen zur Bruttowertschöpfung werden bereitgestellt jeweils als Jahreswerte insgesamt sowie je Beschäftigten in € und differenziert nach verschiedenen Größen von Bauunternehmen:
  • einerseits für das Baugewerbe insgesamt sowie für das Bauhauptgewerbe und
  • zum Anderen weiter unterteilt nach verschiedenen Leistungssparten im Bauhauptgewerbe wie Hochbau, Bau von Gebäuden, Tiefbau u. a. sowie
  • im Ausbaugewerbe z. B. auch für Dachdeckerei, Gerüstbau , Installationen u. a. und
  • Erschließung von Grundstücken sowie für Bauträger zu Wohngebäuden.
Die Aussagen liegen aufbereitet nach der Statistik der Wirtschaftszweige (WZ 2008) für das Baugewerbe vor. Folgende Aussagen zur "Bruttowertschöpfung (ohne Umsatzsteuer)" - ohne Differenzierung zu West- und Ostdeutschland und einzelnen Bundesländern - wurden zum Jahr 2017 (Quelle: destatis, Fachserie 4, Reihe 5.3 vom 28. Juni 2019) getroffen:
  • im Baugewerbe insgesamt je Beschäftigten (€) im Jahr 2017 sowie als Anteil vom Bruttoproduktionswert (%) in Betrieben mit
Anzahl BeschäftigteBruttowertschöpfungAnteil am Bruttoproduktionswert
20 bis 49 Beschäftige= 54.468 €43,0 %
50 - 99 Beschäftigte= 60.184 €39,0 %
100 - 249 Beschäftigte= 64.120 €36,5 %
250 - 499 Beschäftigte= 73.104 €34,3 %
500 - 999 Beschäftigte= 67.468 €34,3 %
1.000 und mehr Beschäftigte= 79.246 €32.8 %
Durchschnitt Baugewerbe= 61.178 €37,9 %
Bauhauptgewerbe= 63.462 €34,5 %
Ausbaugewerbe= 55.232 €44,5 %
Zur Bruttowertschöpfung (ohne Umsatzsteuer) - in € je Beschäftigten und Anteil am Bruttoproduktionswert (in Klammern) in % - wurden für 2017 folgende Aussagen (Quelle: destatis, Juni 2019) beispielsweise zu den folgenden Leistungssparten und Unternehmensgrößen getroffen:
Leistungssparte20 - 49 Beschäftigte50 - 99 Beschäftigte
Hochbau64.736 €(35,7 %)70.348 €(29,6 %)
Tiefbau56.807 €(43,5 %)62.492 €(42,3 %)
Bau von Straßen51.729 €(38,3 %)64.282 €(40,9 %)
Bau von Gebäuden55.967 €(35,5 %)62.768 €(30,1 %)
Rohrleitungsbau56.366 €(46,8 %)62.076 €(45,1 %)
Fertigteilbauten63.685 €(38,8 %)68.506 €(32,3 %)
Gerüstbau57.456 €(63,8 %)56.015 €(53,6 %)
Zimmerei50.803 €(41,7%)49.599 €(36,1%)
Glasergewerbe45.761 €(44,0%)51.479 €(41,0%)
Die Aussagen zur Größe der Bruttoproduktionswerte werden wesentlich beeinflusst durch:
  • die Größe und Organisationsform der Bauunternehmen,
  • den Anteil insbesondere des Materialverbrauchs von Einbaustoffen bzw. der unterschiedlich hohen Materialkostenintensität,
  • den sehr unterschiedlich hohen Anteil von Nachunternehmerleistungen.
Für analytische Betrachtungen im Rahmen des Controllings bliebe noch zu beachten, die zur Bruttowertschöpfung ermittelten Aussagen auch gesondert mit Bezug auf die eigene Gesamtleistung sowie ohne Einfluss von Abschreibungen als Nettoproduktionswert zu bestimmen und zu beurteilen.
Bauprofessor-Redaktion
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