Allgemein
Estrich ist ein Bauteil, das auf einem tragenden Untergrund (z. B. Tragbeton) hergestellt wird und somit beim Aufbau des Fußbodens den Grund für den nachfolgenden Bodenbelag bildet. Dabei werden die Schicht oder die Schichten aus Estrichmörtel oder die Trockenestrich-Bauplatten direkt auf den Untergrund mit Verbund oder auf einer zwischenliegenden Trenn- oder Dämmschicht verlegt und gleichzeitig dafür gesorgt, dass die notwendige Höhenlage erreicht wird. Soll anstelle eines Bodenbelages der Estrich selbst als Sichtestrich (Nutzestrich) verwendet werden, erfolgt eine Behandlung der Estrichoberfläche durch Schleifen, Imprägnieren und/oder Versiegeln. Dabei kann sowohl Nass- als auch Trockenestrich als Nutzestrich hergerichtet werden. Estricharten nach Bindemittel
Es gibt verschiedene Estricharten, die nach ihren Bindemitteln unterschieden werden.
Estrichbezeichnung | Bindemittel | Eigenschaften |
Zementestrich (CT) | Zement | Vorteile: - feuchte- und frostbeständig
- beständig gegen hohe Lasten
Nachteile: - hohe Trocknungszeit (ca. 6 Wochen)
- Rissbildung durch Schwund beim Trocknen
- Wölbung der Estrichfläche durch einseitige Trocknung
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Calciumsulfatestrich (CE) bzw. Anhydritestrich (AE) | Calciumsulfat | Vorteile: - gute Biegsamkeit, Zug- und Druckfestigkeit
- fugenfrei verlegbar
- nicht brennbar
Nachteil: |
Kunstharzestrich (SR) | synthetisches Reaktionsharz | Vorteile: - wasserbeständig
- unempfindlich gegen Chemikalien und mechanische Belastung
- temperaturunabhängiger Einbau
- fugenfrei verlegbar (auch große Flächen)
- kurze Aushärtungszeiten
Nachteile: - preisintensiv
- Schutz vor Nässe beim Einbau
- Entstehung gesundheitsgefährdender Dämpfe beim Einbau möglich
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Magnesiaestrich (MA) | Magnesiumoxid (Magnesia) und wässrige Lösung aus Magnesiumsalz | Vorteile: - schlag- und stoßfest
- schnelle Aushärtung (7 bis 10 Tage)
- auf den verschiedensten Untergründen verlegbar
- fugenfrei verlegbar (auch große Flächen)
- kaum Schwindrisse beim Trocknen
- leitfähig
- gut schall- und wärmedämmend
- leicht und einfärbbar
Nachteile: - sehr feuchtigkeitsanfällig
- hoher Chlorgehalt, daher stark Metall angreifend
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Gussasphaltestrich (AS) | Bitumen | Vorteile: - schneller Einbau in heißem Zustand bringt wenig Feuchtigkeit ein
- schnelle Trocknung (nach 2 bis 3 Stunden begehbar)
- fugenfrei verlegbar auf großen Flächen
- elastisch
- gute Trittschalldämmung
- Wasser abweisend
- wasser- und frostbeständig
Nachteile: - preisintensiv
- thermoplastisch
- z. T. schwieriger Transport auf der Baustelle wegen der Hitze des Materials
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Bitumenemulsionsestrich | Bitumenemulsion und Zement | Vorteile: - fugenfrei verlegbar
- anpassbar an Verkehrslasten durch Variation des Mischungsverhältnisses von Bitumen und Splitt/Sand
- Nachverdichtung unter Verkehrslast
- durch Schwund in Frühphase entstehende Risse und Hohlräume werden durch Verkehrsbelastung zugewalkt und wiederverklebt
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Zementgebundener Hartstoffestrich | Zement mit Hartstoffen, wie Granit, Metall, Schlacken und Korund als Zuschlag | Vorteile: - feuchte- und frostbeständig
- beständig gegen hohe Lasten
- durch Hartstoffbestandteile noch belastbarer als Zementestrich
Nachteil: |
Kunstharzmodifizierter Zementestrich | Zement mit Kunstharzdispersion oder dispergierbarem Kunstharz als Zusatzmittel | Vorteile: - höhere Zugfestigkeit, dadurch hohe mechanische Beanspruchbarkeit sowie schlag- und stoßfest
- verschleißarm
- leichte Verarbeitung
- hohe Dichte
- sehr gute Haftung auf dem Grund
- kaum Schwindrisse aufgrund geringen Schwunds beim Trocknen
Nachteil: - feuchtigkeitsempfindlicher als reiner Zementestrich
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Neben den in der Tabelle aufgeführten weichplastischen bis fließfähigen Estricharten, die im Anschluss an ihr Einbringen austrocknen müssen, gibt es auch Trockenestrich. Als Trockenestrich werden Plattenwerkstoffe bezeichnet (z. B. Gipskarton-Platten auch Gipsfaser und Verbundelemente, zementgebundene Holzspanplatten, Holzwerkstoffplatten oder auch Werksteinplatten aus Beton oder Naturstein), die häufig, auf einer Unebenheiten ausgleichenden Schüttung, als Unterboden verlegt werden. Vorteil dabei ist, dass keine Feuchtigkeit ins Gebäude gebracht wird.
Estricharten nach Konstruktionsformen und Funktion
Neben der Unterscheidung des Estrichs nach dem eingesetzten Bindemittel wird Estrich auch nach den verschiedenen Konstruktionsformen und Funktionen unterteilt. Danach spricht man von:
Verbundestrich, wenn der Estrich mit dem tragenden Boden fest verbunden ist. Estrich auf Trennschicht, wenn der Estrich vom tragenden Boden durch eine dünne Trennschicht (Zwischenlage) getrennt ist.
Schwimmendem Estrich, wenn der Estrich beweglich auf einer Dämmschicht ohne Bauteilberührung zu Wand und Boden hergestellt wird. Heizestrich, wenn ein schwimmender Estrich vorliegt, der Heizelemente umgibt, die in oder unterhalb der Lastverteilungsschicht liegen. Es werden dabei die drei in der Normung beschriebenen Bauarten A, B und C unterschieden. Fertigteil- oder Trockenestrich, der aus vorgefertigten Gipskarton-, Holzspan-, Holzwerkstoff- oder auch Werksteinplatten besteht.
Estricharten nach Herstellungsart
Eine weitere Einteilung für Estrich leitet sich aus dessen Herstellungsart ab. Danach unterscheidet man:
Baustellenestrich, der direkt auf der Baustelle aus Trocken- oder Frischmörtel hergestellt wird.
Transportestrich, der im Werk hergestellt und dann mittels Fahrmischern oder bei Gussasphalt mittels Transportern mit beheiztem Rührwerkkessel auf die (Straßen-) Baustelle geliefert wird.
Fließestrich, der über ein zugefügtes Fließmittel sehr weich und dadurch selbstnivellierend wird. Fertigteil- oder Trockenestrich, der als Plattenwerkstoff verlegt wird.
Zementestrich wird bei Sanierungsarbeiten auf einer Baustelle angerührt, eingebracht und von Hand geglättet.
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Verwendung
Wann, welcher Estrich Verwendung findet, leitet sich aus den oben beschriebenen Eigenschaften ab. So können z. B. Zementestrich und Calciumsulfatestrich als Heizestrich eingesetzt werden. Als schwimmenden Estrich verwendet man z. B. Gussasphaltestrich und wie bereits beim Heizestrich erwähnt den Zementestrich.
Bodenunebenheiten werden mit Fließestrichen ausgeglichen, die besonders fließfähig und damit selbst nivellierend sind. Es gibt Zementfließestrich und Calciumsulfatfließestrich.
Industrieböden, die besonders starken Belastungen ausgesetzt sind, werden aus Gussasphaltestrich oder als zementgebundener Hartstoffestrich ausgeführt. Besteht keine Feuchtebelastung, kann auch Magnesiaestrich eingesetzt werden. Industrieböden werden oft als Sicht- bzw. Nutzestrich (außer Kunstharzestriche) ohne weiteren Belag ausgeführt. Das heißt, sie werden geschliffen und imprägniert, bis die gewünschte Oberflächenbeschaffenheit erreicht ist. So kann auch bei der Verlegung von Trocken- bzw. Fertigteilestrich verfahren werden.
Im Außenbereich kommen häufig Gussasphaltestrich, Zementestrich sowie zementgebundener Hartstoffestrich zum Einsatz.