Baukalkulation / Angebot / Nachträge

Kalkulationsverfahren

Bestimmend innerhalb der Formen der Baukalkulation ist die Angebotskalkulation, die vom Bieter zu einer Ausschreibung vorgenommen und abgegeben wird. Grundlage für den Aufbau liefert das Kalkulationsschema.
Je nachdem wie die nicht für eine Leistungsposition direkt ermittelten Gemeinkosten sowie Wagnis und Gewinn (W&G) in der Kalkulation behandelt werden, lassen sich folgende Kalkulationsverfahren unterschieden:
  • Kalkulation mit vorberechneten bzw. vorbestimmten Zuschlägen, allgemein in der Baupraxis als Zuschlagskalkulation bezeichnet und
  • Kalkulation über die Angebotsendsumme, bezeichnet häufig als Endsummenkalkulation.
Dem Bauunternehmen als Bieter bleibt es frei und vorbehalten, welches Kalkulationsverfahren für die Angebotskalkulation gewählt wird.
Die Wahl des Kalkulationsverfahrens wird beeinflusst durch:
Unabhängig vom gewählten Kalkulationsverfahren werden zunächst für jede Leistungsposition bzw. Teilleistung die direkt bestimmbaren Einzelkosten der Teilleistungen (EKT), z. B. Lohnkosten, Baustoffkosten u. a. ermittelt, bei der Endsummenkalkulation auch noch direkt die auftragsbezogenen Baustellengemeinkosten (BGK).
Die EKT werden dann bei der Zuschlagskalkulation als Basis für die Zuschläge bzw. Zurechnung der BGK, Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) und von W&G herangezogen, demgegenüber dient bei der Endsummenkalkulation die Angebotsendsumme als Basis für die Zuschläge und Umlagen.
Die Zuschlagskalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen ist einfach und praktikabel zu handhaben. Sie liefert hinreichend genaue Kalkulationen, wenn für die zu kalkulierenden Bauaufträge eine annähernd gleiche Leistungs- und Kostenstruktur vorliegt. Sie sollte auch dann vorgezogen werden, wenn die BGK (im Besonderen die Kosten für die Baustelleneinrichtung (BE)) weniger von Bedeutung und nur von geringem Umfang sind. Diese Aspekte bestimmen auch wesentlich die Tiefe und Genauigkeit der vorzuberechnenden Zuschläge bei der Zuschlagskalkulation.
Bei der Zuschlagskalkulation kann weiter unterschieden werden nach der:
Die Endsummenkalkulation ist ein zukunftsorientiertes Kalkulationsverfahren, da es die konkreten Bedingungen des Bauvorhabens und der Bauausführung in die Baukalkulation einbezieht. Einbezogen werden die direkt bestimmten bzw. bauvorhabenkonkreten BGK in die Herstellkosten des Bauvorhabens einbezogen, wobei über die Unterscheidung von zeitunabhängigen und zeitabhängigen Kosten auch der Einfluss der Bauzeit berücksichtigt werden kann. Durch die auftragsbezogene Bestimmung der BGK lässt sich für das konkrete Angebot eine treffsichere Kalkulation erreichen. Das Risiko von Kalkulationsfehlern wird erheblich reduziert. Die Anwendung der Endsummenkalkulation sollte für alle größeren Bauvorhaben im Tief-, Hoch- und Ingenieurbau sowie bei Bauvorhaben mit relativ großen Baustelleneinrichtungen in Erwägung gezogen werden.
Je nachdem, welches Kalkulationsverfahren für die Angebotskalkulation gewählt wird, richtet sich danach beispielsweise die Vorlage der ergänzenden Formblätter Preise (EFB-Preis) nach dem Vergabe- und Vertragshandbuch (VHB-Bund, Ausgabe 2017), so das
  • Formblatt 221 bei Zuschlagskalkulation und
  • Formblatt 222 bei Endsummenkalkulation.
Neben den angeführten Kalkulationsverfahren wird in der Baupraxis noch nach weiteren abgewandelten Formen kalkuliert, beispielsweise bietet die Kalkulationssoftware "nextbau" der Firma f:data Weimar/Dresden auch die:
  • Deckungsbeitragskalkulation und
  • Fixpreiskalkulation.
Die Deckungsbeitragskalkulation basiert auf dem Deckungsbeitrag als betriebswirtschaftlich wichtiges Beurteilungskriterium. Die Betrachtungen in der Denkweise zum Deckungsbeitrag setzen sich auch in Bauunternehmen zunehmend durch. Eine der wichtigsten mit dem Deckungsbeitrag anzustellenden Analysen ist die Erfolgsbeurteilung von Kalkulationen zu den Angeboten bzw. Bauaufträgen. Zu fragen ist, womit bzw. mit welchem Auftrag Gewinn zu erzielen ist bzw. wie die einzelnen Kalkulationen verschiedener Bauvorhaben zum Gesamtergebnis beitragen. Das Bauvorhaben mit dem höchsten Deckungsbeitrag wird den höchsten Beitrag zur Deckung der Gemeinkosten und somit zur Erwirtschaftung von Gewinn im Unternehmen liefern.
Bei der Fixpreiskalkulation werden aus Erfahrungen vergangener Angebote vorliegende bzw. im Angebot gewünschte und vorzugebende Einheitspreise herangezogen, die vorher nicht detailliert kalkulatorisch bestimmt worden sind. Sie sind als Einheitspreise gedanklich „fix“ vorhanden. Daraus ableitend kann auf Grundlage hinterlegter Finanzpläne in der Software und eines auftragsbezogen zu bestimmenden betrieblichen Kalkulationslohns das Angebot kalkuliert und gewissermaßen "rückwärts" die vorab angesetzten Einheitspreise nach der Plausibilität geprüft werden. Vorteil der Fixpreiskalkulation ist eine einfache und schnelle Bearbeitung von Angeboten, wenn Erfahrungen zur Höhe anzusetzender Einheitspreise vorliegen. Die Anwendung wird vorrangig in Betrieben des Bauhandwerks, in kleineren Bauunternehmen, bei kleineren und mittleren sowie nicht sehr komplizierten Bauvorhaben von Interesse sein.
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